Rote Rosen, ein rotes Telefon - und überschlagene Beine: Viel mehr brauchte es nicht, wenn Erika Berger Ende der 80er Jahre im Fernsehen mit ihren Zuschauerinnen und Zuschauern über das Liebesspiel zwischen Mann und Frau sprach. Nun ist Berger im Alter von 76 Jahren gestorben. Einem "Express"-Bericht zufolge soll die Moderatorin und Autorin am Sonntag in ihrer Kölner Wohnung in Anwesenheit einer Freundin zusammengebrochen sein. Mit ihr verliert das deutsche Privatfernsehen einen der prägendsten Köpfe seiner Anfangsjahre.
1987 - nur drei Jahre nach Sendestart - strahlte RTLplus die erste Ausgabe von Bergers Sex-Talk "Eine Chance für die Liebe" aus und schaffte damit schnell das Erwartbare: Die Sendung, die sich an einer US-Show mit der Sexualtherapeutin Ruth Westheimer orientierte, polarisierte und rief schnell die Medienhüter auf den Plan. Sie zitierten Berger und den damaligen RTL-Chef Helmut Thoma sogar zum Gespräch - längst nicht die einzigen, die sich seinerzeit an ihr störten. "In der Heftigkeit hat mich die Reaktion gewundert. Ich habe ja nie behauptet, Therapeutin zu sein", erinnerte sich Berger einmal in einem Interview mit "Spiegel Online". "Diese Sexualwissenschaftler hockten in ihren Praxen und dann halte ich mein Gesicht vor die Kamera, und es funktioniert. Da war viel Neid dabei."
Vor ihrer Test-Moderation habe sie wochenlang nicht schlafen können. "Und dann kamen auch noch die Anweisungen aus einem Lautsprecher ganz oben in der Decke. Als Journalistin war ich es gewohnt, meinen Gesprächspartner direkt in die Augen zu schauen. Also habe ich bei der Moderation an die Decke geguckt. Das war so bescheuert, hat aber alle köstlich amüsiert." Berger, die zuvor bereits in ihrem gedruckten "Liebes-Knigge" mehr oder weniger pikante Ratschläge gab, bekam den Job und war fortan mit ihrem roten Telefon regelmäßig auf Sendung.
"Ich hatte Lampenfieber, saß auf dem Sofa und zippelte immer nervös an meinem Rock herum. Ich wollte nicht, dass er zu sehr hochrutschte", erzählte sie viele Jahre später über ihre erste Sendung. "Das Oberthema war Oralsex und wie erhofft sorgte das für große Aufregung. Das Schwierigste aber war, die Anrufer überhaupt zu verstehen. RTL war damals nur in Luxemburg und im Saarland zu empfangen. Dialekte, die ich bis heute kaum verstehe." Den Zuschauern war die lautstark geäußerte Kritik freilich stets egal: Sie erfreuten sich in Scharen an der damals ungewohnt offenen Fragestunde und trieben die Quoten des noch jungen Privatsenders zu später Stunde zu neuen Rekorden.
RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann: "Erika war ein besonders herzlicher und professioneller Mensch. Auch über ihre Sendungen hinaus war sie immer ein aufgeschlossener und vorurteilsfreier Ratgeber. Dafür haben wir sie geliebt. Sie hat die Anfangsjahre unseres Senders maßgeblich geprägt und ist bis zuletzt noch immer Teil der großen RTL-Familie geblieben, so dass wir sie und ihr einzigartiges Lachen ganz besonders und schmerzlich vermissen werden."
Erika Bergers Popularität hielt auch an, als die Show länger eingestellt war: Fast drei Jahrzehnte, bis zu ihrem Tod, lang galt sie als bekannteste Sexpertin des Landes. In peinliche Situationen kam sie trotz manch schlüpfriger Details nie. "Man muss die Dinge einfach beim Namen nennen, dann ist es nicht peinlich im Sinne von unfreiwillig komisch", sagte Berger einst. "Ein Penis ist nun mal ein Penis, fertig."