Die Debatte um das Erdogan-Schmähgedicht von Jan Böhmermann und das Vorgehen des türkischen Präsidenten dagegen ist um eine wenig ruhmreiches Kapitel reicher: Am Morgen versuchte "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann als Trittbrettfahrer auch noch etwas von der großen Aufmerksamkeit für das Thema abzubekommen - und war damit auch erschreckend erfolgreich.
Er veröffentlichte auf seinem Facebook-Account ein vermeintliches Exklusiv-Interview mit Böhmermann. Nachdem Böhmermann sich seit längerem nicht mehr äußert und auch das "Neo Magazin Royale" sowie seine Radio-Sendung "Sanft & Sorgfältig" abgesagt hat, stieß er damit auf großes Interesse. Über 1500 Mal wurde das Interview allein auf Facebook geteilt - und auch diverse Medien nahmen es für bare Münze und verbreiteten die Aussagen weiter, darunter beispielsweise etwa n-tv, die DuMont-Titel, darunter "Kölner Stadt-Anzeiger", "Berliner Zeitung" und "Mitteldeutsche Zeitung", der "Merkur" oder die "SHZ". Dass das Interview nur auf Facebook, nicht aber bei "Bild" selbst veröffentlicht wurde - wo man lieber den "Dönermann vom Böhmermann" zitiert, führte offenbar bei vielen zu gar keinen oder erst zu verspäteten Zweifeln an der Echtheit.
Springer wollte sich zur Echtheit des Interviews zunächst nicht äußern, um den "Spannungsbogen" aufrecht zu erhalten - was freilich bereits Bände sprach. Inzwischen hat Diekmann den Fake aufgelöst: "Ich sage es mal in den Worten des falschen Böhmermann: 'Das ganze Leben ist Satire. Man muss sie nur erkennen!'" Böhmermann selbst hat sich via Twitter oder Facebook nicht dazu zu Wort gemeldet, auch der Facebook-Account des "Neo Magazin Royale" blieb zunächst stumm. Erst nach Diekmanns Auflösung gab es dann dort einen Eintrag, der auf die Fälschung hinweist.
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