Von einer "EM der Superlative" sprach ARD-Programmdirektor Volker Herres am Montag in Berlin und meinte damit den deutlich aufgeblähten Wettbewerb, an dem erstmals 24 Fußball-Mannschaften teilnehmen werden. Ob der sportliche Wert dadurch steigt, darf bezweifelt werden. In jedem Fall aber können sich ARD und ZDF schon mal auf einen höheren Produktionsaufwand einstellen. In Berlin gaben beide Sender nun schon mal einen Einblick in die geplante Berichterstattung aus Frankreich, die nach den jüngsten Terroranschlägen unter massiven Sicherheitsvorkehrungen stattfinden wird.
Die Freude wolle man sich aber nicht eintrüben lassen, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey, der gleichzeitig aber betonte, dass man intensiv über ein "Was-wäre-wenn"-Szenario spricht. Für den Fall von kurzfristigen Spielabsagen habe man entsprechende Pläne in der Schublade. Beim Thema Mitarbeitersicherheit wollen ARD und ZDF eng zusammenarbeiten, hieß es. Gleiches gilt für die Übertragungen selbst: So wollen beide Sender im International Broadcast Center in Paris die Studiofläche und die technische Ausstattung gemeinsam nutzen. Und doch wird sich die Berichterstattung von ARD und ZDF deutlich unterscheiden, wie auf der Pressekonferenz in Berlin deutlich wurde. WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn sprach diesbezüglich von "sportlicher Konkurrenz".
Im Detail sieht das Konzept wiefolgt aus: Während sich Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl beim Abendspiel jeweils aus dem Stadion melden, verlegt das ZDF seinen Schwerpunkt den gesamten Tag über ins Studio. "Oliver Kahn und Oliver Welke präsentieren im Juni die ZDF-EM-Übertragungen vor einer elf Meter langen LED-Wand und werden sich weitere fachkundige Gesprächsgäste ins Studio holen", kündigte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz an. Wechselnde Gäste sollen die Runde ergänzen, darunter etwa Urs Meyer oder Sebastian Kehl. Als weiteren festen Experten im Studio ist Holger Stanislawski dabei, der am Touchscreen entscheidende Szenen der EM-Partien analysieren wird.
"Ich denke, es ist nicht schlecht, gelegentlich Gäste zu haben, die sich mit bestimmten Mannschaften besonders gut auskennen", so Oliver Welke über das neue Konzept. "Und mal vom gelernten Schema 'Experte plus Moderator' abzuweichen mit so einer kleinen Runde, hat auch etwas. An so einem Duo hat sich der Zuschauer nach acht, neun Stunden Live-Sendung vielleicht auch irgendwann mal sattgesehen. Da ist mancher dann sogar ganz froh, wenn nicht immer nur einer der beiden Ollis quatscht."
Sorge vor einer Rückkehr nach Frankreich hat ARD-Moderator Matthias Opdenhövel nach den Ereignissen vom November übrigens nicht, wie er am Montag betonte. "Das war ein schwarzer Tag, den wir gerne ausradieren möchten, aber wir haben Vertrauen in die Sicherheitsplanung", sagte er. Tagsüber haben er und sein Kollege Mehmet Scholl frei, weil die ARD nachmittags die Studio-Moderation zunächst zunächst Alexander Bommes und Arnd Zeigler überlässt. Vom Quartier der deutschen Mannschaft in Evian am Genfer See meldet sich "Sportschau"-Moderator Gerhard Delling. Zum Abschluss des Tages kommt dann auch noch Reinhold Beckmann zum Einsatz, der sich mit Gästen aus der legendären Sportschule Malente in Schleswig-Holstein meldet, wo sich einst Nationalmannschaften auf Weltmeisterschaften vorbereiteten.
Das ZDF schickt derweil Katrin Müller-Hohenstein wieder ins Quartier der DFB-Elf. Sie bekommt darüber hinaus den ehemaligen Nationalspieler Simon Rolfes zur Seite gestellt. Stimmen und Stimmungen rund um die EM-Stadien sollen darüber hinaus Jochen Breyer, Anna Kraft und Sven Voss einfangen. Veränderungen gibt es mit Blick auf die Kommentatoren-Riege: Während Béla Réthy und Oliver Schmidt erneut mit dabei sind, lässt das ZDF sowohl Wolf-Dieter Poschmann als auch Thomas Wark zu Hause und gibt stattdessen Martin Schneider und Claudia Neumann während der Vorrunde eine Chance. Fürs Erste werden wie gehabt Steffen Simon, Tom Bartels und Gert Gottlob zum Einsatz kommen - Gottlob wird dabei auch die Ehre zuteil, das Finalspiel zu kommentieren.