Trauer um Achim Mentzel: Der Entertainer ist am Montag im Alter von 69 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Ehefrau gegenüber "Bild". Die Todesursache ist noch unklar - vermutet wird dem Bericht zufolge entweder ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Mentzel war in vierter Ehe verheiratet und hatte acht Kinder. Der gelernte Polsterer wuchs in Ost-Berlin in der DDR auf und war ab den 60er Jahren als Musiker erfolgreich - dabei hatte er zunächst gar nichts mit Volksmusik am Hut, sondern interpretierte Songs von den Beatles und den Rolling Stones.
Kein Wort habe er verstanden, erinnerte er sich einmal in einem Interview. "Wir haben im Radio auf Tonband mitgeschnitten und dann rausgehört: Für 'I love you' stand bei uns ein 'Ei law ju'. Okay, das haben wir kapiert. Aber den tieferen Sinn haben wir gar nicht geschnallt. Das Publikum tobte, das reichte uns." Bei einem künstlerischen Aufenthalt in West-Berlin nutzte Mentzel im Jahr 1973 die Gelegenheit, nach Westdeutschland zu übersiedeln, kehrte wenig später aber doch wieder in die DDR zurück, wo er wegen Republikflucht zu zehn Monaten Gefängnis und zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden war.
Seine große Fernsehkarriere startete Mentzel erst Ende der 80er Jahre, als ihm das Fernsehen der DDR mit "Achims Hitparade" eine eigene Sendung anbot, die später bis ins Jahr 2006 im MDR Fernsehen ausgestrahlt wurde. Häufig belächelt, war er mit der Show über all die Jahre hinweg überaus erfolgreich. Immer wieder hatte sich Komiker Oliver Kalkofe über Mentzels Volksmusik-Sendung lustig gemacht. Mentzel nahm die Angriffe jedoch anders als viele andere stets mit Humor.
In der "Welt" erinnerte sich Mentzel vor einigen Jahren daran, wie er das erste Mal auf Kalkofes Parodie aufmerksam wurde: "Ich war ja einer der ersten Kunden des Bezahlsenders Premiere. Da sitz ich eines Abends mit meiner Frau, und es kommt 'Kalkofes Mattscheibe', wo Kalki immer in Sendungen reinschneidet und sie dann als Moderator lächerlich macht, das war unverschlüsselt. Er schneidet bei mir rein und sagt: 'In der Zone gibt's nen Moderator, der ist ne Mischung aus überfahrenem Hamster und Tony Marshall.' Also, der hat echt noch Zone gesagt. Meine Frau wird kalkweiß, ich sag: 'Gitti, das ist wunderbar. So eine Ansage unverschlüsselt auf Premiere, jetzt kennt mich im Westen doch jeder!'"
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Später setzte sich Mentzel in seiner eigenen Show zur Wehr: "Bei der nächsten 'Hitparade' hatten wir ne Schuldekoration, hab ich 'Kalki ist doof' auf eine Tafel schreiben lassen. Das fand er super. Heute sind wir Freunde, wir treten zusammen auf, am Ende tobt das Publikum bei mir am lautesten." Entsprechend bestürzt äußerte sich Oliver Kalkofe am frühen Montagabend auf seiner Facebook-Seite über die Nachricht vom Tod seines Freundes, mit dem er einst nicht nur DDR-Specials seiner "Mattscheibe" präsentierte, sondern auch zusammen auf Tour ging.
Achim Mentzel verstand es wie kaum ein anderer, das Publikum mit seinem breiten Grinsen zu unterhalten - und war sich nie zu schade dafür, über sich selbst zu lachen. Selbstironie war nie ein Fremdwort für ihn. Auf die Frage, wie man Stimmung macht, antwortete er einst in der "Welt": "Da gehste auf die Bühne, und dann sagste: 'Hier, alles aufstehen!' Da kommt jeder vom Sitz, dann sagste: 'Hinsetzen und unterhaken!' Machen alle. Dann: 'Schunkeln, immer hin und her!' Dann ein paar Witze auf eigene Kosten, dann haste die Leute. Hat damals geklappt, klappt heute, klappt immer, garantiert, ich krieg jeden. Wenn die drei oder vier getrunken haben, krieg ich auch die Intellektuellen."