Mit einem ungewöhnlichen Posting wussten die Produzenten von "Deutschland 83" kurz vor dem Wochenende zu überraschen. Nachdem die Quoten der auch international viel beachteten RTL-Serie massiv zurückgegangen waren (DWDL.de berichtete), wandte sich UFA Fiction auf Facebook direkt an die Zuschauer. Man sei davon überzeugt, dass "Deutschland 83" sein deutsches Publikum finden werde, erklärten die Macher der Serie, die zugleich aber die Chance nutzten, das Publikum um Antworten zu bitten.
"Eine Million Zuschauer verloren innerhalb einer Woche scheinbar das Interesse und natürlich sucht man die Gründe gerade als Produzent als erstes bei sich selbst. Was lief schief? Was hätte man anders/besser machen können? Liegt es an der Serie selbst? Oder an anderen Faktoren?", hieß es in dem Posting der Produktionsfirma - und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. "Hättet ihr es an Amazon Prime Video oder Netflix verkauft, wäre es ein Erfolg geworden", schrieb ein Nutzer. Ein anderer merkte an: "Das Problem ist nicht Eure Serie, sondern die systemimmanente Fixierung auf die Quote."
Die direkte Kommunikation zwischen Produzenten und Zuschauern ist alleine schon bemerkenswert, doch am Montag ging UFA Fiction nun noch einmal einen Schritt weiter. Man habe sich interessante Antworten erhofft, "bekommen haben wir weitaus mehr", heißt es in einem Artikel, den die Firma auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Das Erstaunlichste sei die Qualität gewesen, mit der sich die Zuschauer mit der Serie, ihrer Ausstrahlung, dem Marketing und anderen Aspekten auseinandergesetzt hätten. "Was für eine differenzierte, kluge und hilfreiche Debatte! Ich lese, lerne und nehme daraus vieles mit in die Gespräche der nächsten Wochen", so "Deutschland 83"-Produzent Jörg Winger. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Programmfarben "vor allem Zeit" benötigen und sich herumsprechen müssten.
Zudem sei die Mauer zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und RTL offenbar "um einiges dicker als gedacht", daher brauche es "wohl noch mehr Mundpropaganda als sonst", erklärte Winger. Auch der am Freitag erschienene Kommentar von DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath, der sich ausgiebig mit den seiner Meinung nach im Vorfeld der Ausstrahlung von RTL vertanen Chancen befasste, war Thema: Der Artikel schien den Zuschauern und Usern "besonders aus der Seele zu sprechen", stellten die Verantwortlichen von UFA Fiction fest. Gleichwohl machten die Produzenten deutlich, dass erst RTL "Deutschland 83" in seiner jetzigen Form ermöglicht habe.
Dass alle Folgen von "Deutschland 83" direkt nach der Ausstrahlung sowohl auf RTL Now als auch auf Amazon Video und iTunes verfügbar seien, hätten viele scheinbar nicht gewusst. Bemerkenswert: Auch vereinzelt geäußerte Kritik an der Serie nahmen die Macher auf. So sei angebracht worden, dass das amerikanische Publikum über historische Ungenauigkeiten und dramaturgische Freiheiten womöglich leichter hinwegsehen könne als das deutsche Publikum, das eigene Erinnerungen und Erfahrungen mit dem Stoff besäße. Zudem habe die Serie durch die die Verkäufe ins Ausland und Ausstrahlung auf der Berlinale nicht allen Erwartungen standhalten konnte.
RTL hat unterdessen schon am Premieren-Abend via Twitter versprochen, dass eine vorzeitige Absetzung von "Deutschland 83" selbst im Falle schlechter Quoten nicht in Frage kommen wird.
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