Auch zwei Tage nach den Terroranschlägen von Paris bleiben viele Fragen offen. Nun hat Late-Night-Moderator Jan Böhmermann mit einem Facebook-Posting die Komplexität der Situation sehr treffend auf den Punkt gebracht. In der Nacht veröffentlichte Böhmermann "100 Fragen nach Paris", auf die er jedoch "keine Antworten" habe. Innerhalb von nicht mal einem halben Tag wurde der Beitrag mehr als 12.000 Mal geteilt und erhielt nahezu 60.000 Likes. Die Bandbreite der Fragen ist groß: Sie reicht von scheinbarer Banalität bis hin zum großen Ganzen. Die ersten beiden Fragen lauten schlicht: "Warum?" und "Warum hat das niemand verhindert?"
Später fragt Böhmermann, ob er Deutschland, Frankreich oder Europa sei und: "Bin ich Deutscher oder Europäer - und was ist der Unterschied?" Weiter fragt er: "Weiß Stanislaw Tillich, wie lächerlich deutschkonservativer Populismus aus dem Mund von jemandem klingt, der Stanislaw mit Vornamen heißt? Ist nach gestern endlich legal, Matthias Matussek ein dummes Arschloch zu nennen? Sind Horst Seehofer und Markus Söder gar keine Staatsmänner von Weltrang, sondern bloß zwei bedauernswerte bayrische Provinztrampel?"
Auch auf die Frage, wie er die Anschläge seinen Kindern erklären soll, weiß Böhmermann ebenso wenig eine Antwort wie auf jene, ob Pegida, die Flüchtlinge, Frankreich und Deutschland jetzt nicht eigentlich den selben Gegner haben müssten. Und: "Sollte ich mir eine Dollarreserve zur Seite legen, damit ich jederzeit aus Europa flüchten kann, wenn es sein muss?" Gleichzeitig fragt er sich, ob er seine Sendung bei ZDFneo am nächsten Donnerstag machen oder lieber eine Woche ausfallen lassen soll.
Seinen Beitrag beendet Böhmermann mit einer Abwägung: "Möchte ich lieber in einem Land leben, in dem ich alle Fragen stellen kann, aber nur auf wenige eine Antwort erhalte oder in einem Land, in dem ich nur wenige Fragen stellen darf, die aber beantwortet bekomme?" Eine Antwort vermag der Moderator auch darauf nicht zu geben. Böhmermanns Beitrag wühlt auf, legt den Finger in Wunden - und zeigt gleichzeitig auf ganz bemerkenswerte Weise, dass man mit der eigenen Ratlosigkeit in diesen Stunden nicht alleine ist.