Es sollte eine Fußball-Übertragung wie jede andere werden, doch als zehntausende Fans, die am Freitagabend ins Stade de France gekommen waren, um das Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland zu bejubeln, mehrere Explosionen am Rande des Pariser Stadions vernahmen, änderten sich schlagartig die Vorzeichen. Spätestens in der zweiten Halbzeit, als erstmals von Todesopfern die Rede war, lag ein Schatten über dem Abend, der zunächst unterhaltsam zu werden versprach. Den wohl härtesten Fernsehjob hatte ARD-Kommentator Tom Bartels zu erfüllen: Er machte keinen Hehl daraus, Probleme damit zu haben, angesichts des Ernstes der Lage über den Verlauf der Partie zu sprechen.

Das tat er dann zwar trotzdem, mühte sich aber nach Kräften, das Publikum mit aktuellen Informationen rund um die Situation außerhalb des Pariser Stadions zu versorgen, während das Spiel auf dem Platz seinen Lauf nahm. Das liegt wie ein bleischwerer Schleier über allem hier", sagte er am Ende mit Blick auf die schlimmen Ereignisse. Auf Analysen zum Spiel hatte Bartels jedenfalls keine Lust: "Es widerstrebt einem ja alles, dazu überhaupt noch zwei Worte mehr zu sagen", betonte der Kommentator. Dennoch waren es auch im weiteren Verlauf des Abends zunächst vor allem die Sportreporter der ARD, die über die blutigen Ereignisse in der französischen Hauptstadt berichten mussten.

Immer wieder brachten Moderator Matthias Opdenhövel und seine Kollegen dabei ihre Ratlosigkeit zum Ausdruck - und nicht wenige Beobachter stellten in den sozialen Netzwerken die Frage, weshalb die Nachrichten-Redaktion von ARD-aktuell in Hamburg nicht wesentlich früher die Federführung für die Berichterstattung übernahm, um die wenigen Fakten, die es zu diesem Zeitpunkt gab, zu ordnen. Zunächst gab es nur zwei kurze "Tagesschau"-Ausgaben, in denen Sprecherin Susanne Daubner mit Paris-Korrespondentin Ellis Fröder sprach, erst um Mitternacht nahm die Berichterstattung von ARD-aktuell schließlich Fahrt auf - nachdem die Sport-Kollegen spürbar zähneknirschend die Zeit mit weiteren Spielzusammenfassungen und dem plötzlich gar nicht mehr launigen "Sportschau-Club" zu überbrücken versuchten.

Das Vorgehen wurde auch innerhalb der ARD kritisch gesehen. So schrieb etwa "Monitor"-Chef Georg Restle via Twitter in Richtung der "lieben Kollegen", man möge doch bitte von weiteren Spielberichten absehen. "Es gibt Wichtigeres", ließ Restle wissen. Die mehrfach geäußerte Kritik, man habe die Sportreporter zu spät abgelöst, kann ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke nicht nachvollziehen. "Zunächst sind viele Beobachter davon ausgegangen, dass das Stadion Schwerpunkt des Geschehens war", sagt Gniffke am Tag danach auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de. "Entsprechend war es richtig, dass die Sport-Kollegen direkt von dort über die Ereignisse abseits des Spielfelds berichtet haben. In dem Maße, in dem die Erkenntnisse zunahmen, haben wir die Zuschauerinnen und Zuschauer durch 'Tagesschau'-Sonderausgaben auf dem Laufenden gehalten und sind schließlich auf Strecke gegangen."

Ellis Fröder habe - ebenso wie Mathias Werth - "einen hervorragenden Job gemacht und aktuell jeweils das berichtet, was an Fakten feststand", so Gniffke gegenüber DWDL.de. Moderator Matthias Opdenhövel, der den Umständen entsprechend sehr wacker durch den schwierigen Abend führte, wollte sich am Samstag übrigens nicht äußern. Auf seiner Facebook-Seite warb er am späten Vormittag nachvollziehbar um Verständnis: "Auf Weg zum Airport. Zahlreiche Anfragen von TV&Radio. Verstehe Interesse an Augenzeugen aber Sorry. Will einfach nur Home!!!"

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