Noch am Samstagabend scherzte DWDL.de via Twitter über die Vorabmeldung der „Bild am Sonntag“. Viereinhalb Monate brauchte die Boulevardzeitung um herauszufinden, was längst bekannt war: Mit dem Ende des sonntäglichen Polittalks „Günther Jauch“ verlieren die Mitarbeiter der Produktionsfirma I&U TV, die für diese Sendung angestellt waren, ihren Arbeitsplatz. Das ist bedauerlich, aber nicht überraschend. Schon bei Bekanntwerden von Jauchs Rückzug im Juni war dies absehbar. Und doch interessierten sich erstaunlicherweise einige Medien für diese Monate alte Erkenntnis. Am Montag griff u.a. auch die „Süddeutsche Zeitung“ das Thema auf und im Laufe des Vormittages meldete sich dann der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) zu Wort.

Mit unterschiedlichen Motivationen stürzen sich alle auf ein Thema, das sich - zugegeben - schön süffig liest, wenn man halt  die Realität des Fernsehgeschäfts ausblendet. Der DJV etwa hat die Geschäftsführungen von TV-Produktionsfirmen zu fairen Arbeitsverträgen für ihre Mitarbeiter aufgefordert. Journalisten, Kameraleute und technisches Personal bei den Produktionsfirmen hätten den gleichen Anspruch auf angemessene Bezahlung und berufliche Planungssicherheit wie ihre Kollegen bei den Fernsehsendern, erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Er rennt damit allerdings offene Türen ein. Keine Produktionsfirma würde ihm da widersprechen.

Die Forderung bezüglich der Planungssicherheit geht allerdings an der Wirklichkeit der Auftragsproduktionen im deutschen Fernsehen vorbei. Produktionsfirmen sind in den meisten Fällen Dienstleister, die der Geduld und dem Willen des Senders - und damit mittelbar in vielen Fällen auch der Quote - ausgeliefert sind. Jetzt geht die Entscheidung in diesem Fall zwar von Protagonist und Produzent Günther Jauch selbst aus, was aber nichts daran ändert, dass auch seine Produktionsfirma den Marktgegebenheiten entsprechend die meisten Mitarbeiter sendungsbezogen beschäftigt.

Der Kampf der Produktionsfirmen um mehr Unabhängigkeit von diesen Auftragsproduktionen ist seit Jahren ein Dauer-Thema. Dass die Sender seit Jahren immer mehr kreative, redaktionelle und produktionstechnische Prozesse auslagern, kommt den Produktionsfirmen zwar zu Gute, doch ohne entsprechende Vergütung von Kreativität und Entwicklung und mit weiterhin schnell gezogenen Steckern, bleibt die Hire&Fire-Mentalität im TV-Produktionsgeschäft erhalten. Kaum eine Produktionsfirma kann sich in größerem Maße produktionsunabhängig festangestellte Mitarbeiter leisten. Das ist ein strukturelles Problem.

Doch so tief ins Thema will - oder kann - der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes nicht eintauchen. Stattdessen gibt es vom DJV Populismus. In der Stellungnahme von Michael Konken heißt es: „Die Realität sieht leider so aus, dass die beruflichen Perspektiven der Mitarbeiter untrennbar verknüpft sind mit der Lebensdauer der Talkshow oder Unterhaltungssendung, für die sie arbeiten. Wenn der Star keine Lust mehr hat oder die Sendung ins Quotental sinkt, können die Mitarbeiter die Koffer packen. Das geht nicht.“