Die Versuchung war groß - und man ist ihr erlegen: Nach dem großen "Rising Star"-Flop des vergangenen Jahres suchte RTL diesmal mit "Stepping Out" zum Start in die neue Saison das kleinstmögliche Risiko und kopierte seine erfolgreiche Tanzshow "Let's dance" kurzerhand selbst. Wer in den vergangenen Wochen zufällig am Freitagabend einschaltete, musste schon sehr genau hinsehen, um sicherzugehen, gerade nicht in "Let's dance" hineingeraten zu sein. Für die Promotion seiner neuen Show nutzte RTL sogar die berühmten Punkte-Kellen - obwohl die später bei "Stepping Out" gar nicht vorkamen.
Dass bei "Stepping Out" echte Promi-Paare antreten, war abgesehen von den besagten Kellen auch schon der einzige nennenswerte Unterschied. Hier wie dort urteilten Motsi Mabuse, Jorge González und Joachim Llambi über die Leistungen der Kandidaten und als Moderatoren-Duo fungierte in beiden Fällen Sylvie Meis und Daniel Hartwich. Nur die Quote von "Let's dance" ließ sich nicht kopieren: Während das Original zwischen Mai und Juni durchweg mehr als vier Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte und sich mit knapp 17 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe klar über dem Senderschnitt bewegte, erwies sich "Stepping Out" von Beginn an als Enttäuschung.
Die Reichweite des Tanzshow-Klons verharrte bei weniger als drei Millionen Zuschauern. Zwischenzeitlich lag der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sogar im einstelligen Bereich - mit der Folge, dass sich RTL dem keineswegs überstarken Sat.1-Neustart "Superkids" geschlagen geben musste. Wenig hilfreich war wohl auch das verletzungsbedingte Aus von Ex-Fußballstar Mario Basler, der trotz oder gerade wegen seiner wahrlich miesen Tanzleistungen schnell zum Publikumsliebling bei "Stepping Out" avancierte.
Auch das Finale, das an diesem Freitag stattfindet, wird über den alles in allem enttäuschenden Quotenverlauf kaum noch hinwegtäuschen können. Bei RTL übt man sich in Schadensbegrenzung: "Die Show hat innerhalb kurzer Zeit ein konstantes Publikum von knapp 3 Millionen überzeugen können", sagte ein RTL-Sprecher am Freitag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Ob "Stepping Out" weitergeht, will man in Köln zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen: "Wir sind mit der Umsetzung sehr zufrieden, haben jedoch noch keine Entscheidung getroffen, ob es die Show in weiterentwickelter oder abgewandelter Form nochmal geben wird", so der Sprecher. Will heißen: Wenn es weitergeht, dann wohl oder übel mit Veränderungen.
Marktanteils-Trend: Stepping Out
Und so wird man auch bei der Produktionsfirma ITV Studios Germany gespannt in die Zukunft blicken - sie hatte den Auftrag für "Stepping Out" erhalten. Das Unternehmen hatte die Produktion von "Let's dance" nach vielen Jahren an Seapoint verloren, das das Original mit unverändertem Erfolg im Frühjahr erstmals zusammen mit Tower Productions herstellte.