"Zu viel Service, zu wenig große Themen. Zu viele aufgebauschte Skandale, zu wenig Bezug zu innenpolitischen Debatten" - die Zusammenfassung der Studie der Otto-Brenner-Stiftung über Politmagazine im deutschen Fernsehen liest sich wenig schmeichelhaft für die Macher, der eine viermonatige Beobachtung der Sendungen durch Bernd Gäbler zugrunde liegt. Während dem ZDF mit "Frontal 21" zumindest noch "am meisten Abwechslung" attestiert wird, wenngleich es "an redaktioneller Stärke für ein kontinuierlich hohes Niveau" fehle, geht Gäbler insbesondere mit der ARD hart ins Gericht.
Die ARD hat sechs Politmagazine, die sich auf zwei Sendeplätzen abwechseln. "Ungenügende Markenführung" ist das aus Sicht von Bernd Gäbler. Zudem seien 30 Minuten Sendezeit zu wenig für eine variable Gestaltung. Besonders kritisch sieht Gäbler die Magazine "Kontraste" vom RBB und "Fakt" vom MDR. Sie hätten im Beobachtungszeitraum wenig eigene Recherchen aufzuweisen gehabt und kaum außergewöhnliche Beiträge entwickelt. Eine Konzentration und Zusammenführung der Ressourcen sei daher geboten.
Beim RBB will man das so nicht stehen lassen. Chefredakteur Singelnstein hält Gäbler entgegen: "Im Fall der politischen Magazine ist Weniger eben nicht Mehr, denn die unterschiedlichen Handschriften der Sendungen sind keine Schwäche, sondern eine Stärke der Magazin-Flotte der ARD. Es geht hier auch um Meinungsvielfalt, nicht nur um Zuspitzung." Auch die Kritik, zu wenige eigene Recherchen zu bieten, weist er zurück. "'Kontraste' arbeitet, anders als in der Untersuchung behauptet, kontinuierlich und erfolgreich investigativ, jüngst zu sehen bei Recherchen zu Asylverfahren und zu Rentenbeiträgen. Seit Jahren ist es aber in den politischen Magazinen wie im gesamten Journalismus Pflicht, neben der 'Enthüllung' vor allem zu erklären und einzuordnen. Wenn die Studie aus dieser Tatsache und den daraus resultierenden Beiträgen und Präsentationsformen mangelndes politisches Gewicht ableitet, dann ignoriert sie schlicht das redaktionelle Konzept."
Jedenfalls habe "Kontraste" mit Blick auf Zuschauerzahlen und publizistisches Echo "seinen festen Platz im politischen Diskurs und beim Fernsehpublikum. Daran ist nichts zu rütteln, auch nicht durch diese Studie." Aus Quotensicht liegt "Kontraste" in diesem Jahr in etwa gleichauf mit "Monitor", das auf dem gleichen Sendeplatz zu sehen ist. Weiterhin haben zudem alle ARD-Politmagazine mehr Zuschauer als "Frontal 21" im ZDF, obwohl die Sendung 45 Minuten früher läuft.