Nachdem die ARD sich entschieden hatte, den durch Jauchs Abgang frei werdenden Sendeplatz am späten Abend für Filme statt für Dokumentationen zu nutzen, meldete sich am Dienstag die AG Dokumentarfilm zu Wort und bemängelte, dass die ARD "weiter einmal eine Gelegenheit vergeigt" habe, "in ihrem Kernbereich Profil zu gewinnen". Zudem warf die AG DOK Volker Herres und der damaligen ARD-Vorsitzenden Monika Piel Wortbruch vor. Die hatten 2010 versprochen, dass die Anzahl an Dokus nicht verringert werde. Tatsächlich sei er aber deutlich zurückgegangen, so die AG DOK unter anderem mit Verweis auf den Programmbericht der Landesmedienanstalten.

Dieser Bericht ist allerdings tatsächlich nur bedingt aussagekräftig, analysiert er doch eine eher zufällig ausgewählte einzelne Programmwoche. Darauf hebt nun auch die ARD in ihrer Antwort ab - und widerspricht der AG DOK, dass weniger Dokus gezeigt werden. "Der Anteil der dokumentarischen Angebote hat im Ersten mitnichten abgenommen, wie Thomas Frickel gestern behauptete. Jemanden des Wortbruchs zu bezichtigen und dabei eine Studie heranzuziehen, die von einer einzigen untersuchten Woche auf ein ganzes Jahr schließt, ist, gelinde gesagt, unlauter", so Volker Herres.

Die ARD hat nun ihrerseits eine Auswertung vorgenommen und betrachtet dafür die Zeit ab 20:15 Uhr. Im Abendprogramm ist demnach der Anteil von Reportagen, Dokumentationen und Dokumentarfilmen stabil geblieben. Von 2008 bis 2014 variiere das Sendevolumen jährlich zwischen 122 und 135 Stunden. Einen Abwärtstrend gebe es zudem nicht, 2009 etwa sei im betrachteten Zeitraum das Jahr mit dem geringsten Doku/Reportage-Sendevolumen gewesen. Das höchste Sendevolumen gab's 2010. 2014 lag man mit 127 Stunden im Mittelfeld.

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Während die Dokmentarfilmer mit der Entscheidung für einen zusätzlichen Filmplatz im Ersten trotzdem unzufrieden sein werden, sorgt er andernorts freilich für Freude. Der Verband Deutscher Drehbuchautoren zeigte sich in einer Mitteilung "erleichtert, dass sich die Programmverantwortlichen der ARD dazu durchgerungen haben, in das inzwischen wie Beton erstarrte Konzept der Talk-Offensive auf den Flächen des Spätprogramms endlich kleine Belüftungsschneisen einzuschlagen". Durch den Platz, der unter anderem fürs "Filmdebüt im Ersten" und weniger massentaugliche "SommerKino"-Filme genutzt werden soll, werde "für die Zuschauer wieder ein Zugang zu herausfordernder Fiktion eröffnet, der dem Qualitätsanspruch einer öffentlich-rechtlichen Anstalt gerecht wird."