Immer wieder kamen in der Vergangenheit Spekulationen über ein mögliches Ende des "Musikantenstadls" auf, dessen derzeitiger Vertrag nur noch bis Ende des Jahres läuft. Dass die Debatte nicht völlig aus der Luft gegriffen war, machten alleine schon die wütenden Äußerungen deutlich, die "Stadl"-Moderator Andy Borg im Oktober via Facebook verlauten ließ. Nun haben sich ORF, ARD und das Schweizer Fernsehen geeinigt: Der "Musikantenstadl" geht weiter - aber ohne Andy Borg. Stattdessen ist eine Reform geplant, die den "Musikantenstadl" ab Herbst "zukunftsfit" machen soll, wie der ORF am Montag mitteilte.
Der Sender spricht von "zahlreichen inhaltlichen Weiterentwicklungen", die "einerseits die Tradition der beliebten und starken Marke fortführen, andererseits das Spektrum der Zusehergunst über jenes des Stammpublikums hinaus erweitern" sollen. Durch die Neuerungen, zu denen inhaltlich und personell eine "neue Art der Präsentation" gehören werden, sollen auch verstärkt jüngere Zielgruppen angesprochen werden. Andy Borg soll sich im Zuge dessen am 27. Juni bei der Open-Air-Sendung aus Pula verabschieden. "Ich hab mir so sehr gewünscht und dafür gekämpft, dass der 'Stadl' weitergeht", sagt der Moderator und zeigt sich zugleich betrübt: "Dass ich bei der Verlängerung nun nicht mehr mit dabei sein werde, schmerzt natürlich."
Gleichwohl betont der ORF, dass Borg "natürlich" auch in Zukunft als Gast in den neuen "Stadl" und andere ORF-Sendungen eingeladen werden soll. "Jede große Marke braucht einen Erneuerungszyklus. Andy Borg hat den 'Musikantenstadl' über viele Jahre hin geprägt. Im Namen unserer Zuseherinnen und Zuseher sowie des ORF und unserer Partner der ARD und des SRF bedanke ich mich herzlich für seine Leidenschaft, Energie, seine Liebe und seinen Einsatz für dieses Erfolgsformat", sagte ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. "Als Nachfolger von Karl Moik hat er neue Impulse gegeben und mit dem Team gemeinsam eine Weiterentwicklung auf den Weg gebracht und einen Generationenwechsel eingeleitet."
Nach insgesamt 34 Jahren werde man nun aber "einen weitreichenden Entwicklungsschritt setzen, um dieses Unterhaltungsgenre für eine ebenso erfolgreiche Zukunft für unser Publikum vorzubereiten", so Zechner weiter. Details über das veränderte Konzept nannte der ORF zunächst nicht. Stattdessen sollen in den nächsten Wochen und Monaten neue Elemente, zu denen auch eine "etwas veränderte musikalische Bandbreite" gehört, erarbeitet werden. Die künftige Zahl der Live-Shows steht darüber hinaus ebenso wenig fest wie Borgs Nachfolger. Ziel sei jedenfalls "eine moderne wie traditionsbewusste, regional verankerte und weltoffene Musikshow", die "unverwechselbare musikalische Unterhaltung auf höchstem Niveau" garantiere, so der ORF.
Annette Siebenbürger, Leiterin Programmbereich Bayern und Unterhaltung beim Bayerischen Rundfunk: "Auf Geschäftsleitungsebene der Partnersender war Ende 2014 beschlossen worden, dem ORF - als federführender Sender - noch einmal die Gelegenheit zu geben, das Sendungskonzept gründlich zu überarbeiten und den 'Musikantenstadl' damit über 2015 hinaus in die Zukunft zu führen, wobei die Folgenanzahl noch offen ist. Der ORF hat sich in Rücksprache mit den Partnersendern weitgehende Gedanken über eine Auffrischung und eine modernisierte Weiterentwicklung des Formats ('Stadl 2.0') gemacht, die auch die Moderation umfasst. Der BR als zuständiger ARD-Sender trägt die Veränderungen in vollem Umfang mit. Wir bedanken uns bei Andy Borg für die erfolgreiche und professionelle Zusammenarbeit. Als sympathischer und immer authentischer Gastgeber hat er neun Jahre lang dem Musikantenstadl ein unverwechselbares Gesicht gegeben."
Das Argument, der "Stadl" spreche nur ältere Zuschauer an, wollte Andy Borg im vorigen Jahr übrigens nicht gelten lassen. "Das Durchschnittsalter der Zuschauer müsse nach unten korrigiert werden, höre ich immer wieder hinter vorgehaltener Hand. Ich bin aber stolz darauf, sagen zu dürfen, dass unsere Stadl-Zuschauer im Schnitt 68 Jahre jung sind", schrieb er damals auf seiner Facebook-Seite. Wohl auch deshalb hielt man ihn nicht für den richtigen Mann, um die Verjüngung der Show voranzutreiben. SRF-Unterhaltungschef Christoph Gebel hatte Borg daraufhin ungewöhnlich scharf kritisiert. Dessen Aufruf sei "sehr ungeschickt" gewesen, sagte er damals. Man müsse darüber nachdenken, "wie die Show danach klingen soll, wie sie aussehen könnte - und nicht zuletzt, wer sie moderiert".