Internet killed the Teleshopping-Star? Mitnichten: Bei HSE24 entwickeln sich die Geschäfte weiterhin prächtig. Im Jahr 2014 wuchs der Umsatz um rund sieben Prozent auf 587 Millionen Euro, wie Geschäftsführer Richard Reitzner in einem Interview mit dem "Handelsblatt" sagte. Besonders starkes Wachstum wurde mit Artikeln aus den Bereichen Mode, Kosmetik und Beauty erzielt. In diesem Jahr erwartet HSE24 ein Wachstum in ähnlicher Größenordnung.
Potential sieht man etwa in den rund 1,5 Millionen Zuschauern, die HSE24 zwar einschalten, aber noch nie etwas gekauft haben. Die Stammkundenzahl liegt bislang bei 1,2 Millionen. Die Kernzielgruppe beschreibt Reitzner mit "weiblich und im Schnitt Mitte 50", wobei Neukunden "fast eine Generation jünger" seien. Die Hälfte dieser Neukunden kommen demnach derzeit zudem schon über das Internet, wo man auch bereits 22 Prozent des Gesamt-Umsatzes erzielt, davon wiederum fast ein Viertel über mobile Endgeräte. Der Männeranteil liegt hingegen bei nur etwa 15 Prozent. "Die Artikel, die Männer suchen - alles, was einen Stecker hat -, passen nicht zu unserem Geschäftsmodell. Wir haben zwar Herrenmode aber die wird von Frauen für ihre Männer gekauft", so Reitzner. Eine interessante Zahl verrät Reitzner zudem am Rande: Während des WM-Endspiels hat HSE24 demnach "Mode, Schmuck und Kosmetik im Wert von über 300.000 Euro verkauft."
Der HSE24-Chef erklärt auch, wieso ihm Amazon & Co. keine Angst machen: HSE24 sei kein Händler, sondern ein Unterhaltungsmedium. "Unsere Kunden tätigen keinen rationalen Kauf wie bei Amazon - sie wollen sich auch unterhalten und beraten lassen." Und weiter: "Die Menschen wollen Beratung, Inspiration, Emotion. Amazon beispielsweise gilt bei vielen Kunden als unsympathisch, als zu perfekt und kalt. Man benutzt es, weil man es braucht. Aber keiner liebt Amazon. (...) Wir werden geliebt."
Liebhaber sucht das Unternehmen verstärkt auch im Ausland. In Italien und Russland gibt es bereits töchter und Reitzner kündigt an, diese Expansion in diesem Jahr fortzusetzen. Während Frankreich als Markt zwar spannend sei, aufgrund der dortigen Mediengesetzgebung ein Senderstart aber schwierig, soll es "im Idealfall" noch in diesem Jahr einen Türkei-Ableger geben. "Dort gibt es viele Fernsehhaushalte und eine hohe TV-Nutzung. Unsere Zielgruppe ist stark vertreten: die boomende Mittelschicht, die stark konsumiert und westlich orientiert ist. Da sehen wir großes Potential."