"Wen es überrascht..." So beginnt das Zitat des VPRT-Vorstandsvorsitzenden Tobias Schmid. Gemeint sind damit die Mehreinnahmen durch den neuen Rundfunkbeitrag, die nun noch höher ausfallen als zunächst gedacht (DWDL.de berichtete). Mit "Wen es überrascht..." könnte man aber auch genauso gut die reflexartigen Mitteilungen der Lobbyisten bezeichnen, die nicht lange auf sich warten ließen. Und so schimpft Schmid mit Blick auf die jährlichen Einnahmen von ARD und ZDF über den "Staatshaushalt eines europäischen Kleinstaates" und stellt in diesem Zusammenhang zwei Fragen.
"Erstens, warum konnten die öffentlich-rechtlichen Kollegen nicht selber errechnen und benennen, was nach Einschätzung vieler Marktbeobachter seit Monaten auf der Hand lag? Und zweitens, was spricht jetzt noch gegen eine rasche Umsetzung der von der Politik bereits diskutierten Werbereduzierung in den öffentlich-rechtlichen Programmen?" Dass ARD und ZDF letztlich gar nicht zu entscheiden haben, wie viel Geld ihnen zugesprochen wird, lässt der schäumende VPRT-Vorstandsvorsitzende außen vor. Eine "rasche" Werbereduzierung erscheint zudem angesichts der langsam mahlenden Mühlen der Politik ebenfalls vorerst in weiter Ferne zu liegen, tun sich die Ministerpräsidenten doch sogar schon damit schwer, einem Zombie-Sender wie ZDFkultur zeitnah den Stecker zu ziehen (DWDL.de berichtete).
Zu Wort meldet sich aber nicht nur der VPRT. Während die Vertreter der Dokumentarfilmer und Produzenten noch auf sich warten lassen, hat sich der Deutsche Journalisten-Verband schon mal in Stellung gebracht. Dieser möchte die Mehreinnahmen am liebsten in den - Überraschung - Hörfunk- und Fernsehjournalismus investiert sehen. Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken nannte es absurd, dass einerseits mehr Geld zusammen komme, als ausgegeben werden dürfe, andererseits mehrere öffentlich-rechtliche Sender massive Einsparungen zulasten der Journalistinnen und Journalisten bei den Sendern vornähmen. "Mehr Effizienz: ja, Sparorgien auf Kosten der freien Journalisten und des Qualitätsanspruchs: nein", so Konkens Forderung.
Zugleich zeigte er sich davon überzeugt, dass die Erwartungen der Zuschauer und Radiohörer an Umfang und Qualität der Berichterstattung von ARD und ZDF eher stiegen als zurückgingen. "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann seinem Informationsauftrag auf Dauer nur gerecht werden, wenn er eher mehr als weniger in den Journalismus und die Journalisten investiert", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende. Spekulationen über eine weitere Absenkung der Rundfunkgebühr durch die Ministerpräsidenten liefen diesem Ziel zuwider.