Personell hat sich in den vergangenen Monaten beim Grimme-Preis so einiges getan. Und gleich in ihrem ersten Jahr als Grimme-Direktorin zeigt sich Frauke Gerlach mit den am Dienstag bekannt gewordenen Nominierungen ausgesprochen zufrieden. "Insgesamt erweist sich auch 2014 als ein sehr ertragreiches Fernsehjahr", sagt Gerlach, stellt gleichzeitig aber fest, dass sich die Fiktion "weiter eher an bewährten Genres wie dem Krimi hält und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Stoffen etwas zurückgeht". Insgesamt 700 Vorschläge sichtete die Nominierungskommission - und wählte nun 62 Produktionen aus, die sich auf eine Auszeichnung bei der am 27. März in Marl stattfindenden Preisverleihung Hoffnung machen können.
So sind im Wettbewerbskontingent Fiktion 20 TV-Produktionen für einen Grimme-Preis nominiert, darunter die Komödie "Bornholmer Straße" über den Mauerfall 1989, "Die Spiegel-Affäre" und das NS-Drama "Das Zeugenhaus". Nominiert sind aber auch der Spielfilm "Alles muss raus - Eine Familie rechnet ab" über die Schlecker-Pleite sowie die deutsch-deutsche Dreiteiler "Tannbach". Hinzu kommen der hoch gelobte "Tatort: Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur, aber auch der Anfang Januar ausgestrahlte "Tatort: Der irre Iwan", bei dem Christian Ulmen und Nora Tschirner zum zweiten Mal in der erfolgreichen Krimireihe ermittelten. Zusammen mit "Tannbach" der "Spiegel-Affäre" ist "Der irre Iwan" übrigens die dritte Produktion von Wiedemann & Berg im Grimme-Rennen - die Macher der Produktionsschmiede können sich also in besonderem Maße auf die Schulter klopfen.
Auffällig: Insgesamt sind im Fiction-Bereich ausschließlich öffentlich-rechtliche Produktionen nominiert. Allerdings haben sich die Privaten in den vergangenen Monaten auch nicht allzu große Mühe gegeben, in diesem Feld berücksichtigt zu werden. Aber auch im Unterhaltungs-Segment, dessen Nominierungs-Kontingent nicht voll ausgeschöpft wurden, sind kaum private Produktionen zu finden. So gesehen kann sich Vox hier als großer Gewinner unter den Privatsendern sehen - die Kölner haben es als einzige geschafft, gleich zwei Nominierungen einzuheimsen. Mit "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" und "Die Höhle der Löwen" befinden sich zwei Formate im Rennen, die im vorigen Jahr bei Zuschauern und Kritikern gleichermaßen gut ankamen. Stefan Raab ist gleichzeitig für seine "außergewöhnliche und emotionale Vorstellung" der Kandidaten des von ihm ausgerufenen Bundesvision Song Contests in Form einer Jam-Session nominiert.
Freuen kann man sich aber auch beim kleinen Kindersender Cartoon Network, der mit seinem Format "Cartoon Network Spurensuche - Schnitzeljagd war gestern" mit Collien Ulmen-Fernandes zu den Nominierten gehört. Im Unterhaltungs-Bereich ist die Konkurrenz jedoch stark, zumal mit dem "Tatortreiniger" eine Serie nominiert ist, die den Grimme-Preis bereits zwei Mal gewonnen hat. Dazu kommen der ungewöhnliche ZDFneo-Talk "Kessler ist..." mit Michael Kessler sowie die Anfang des Jahres im NDR ausgestrahlte Auftakt-Folge von "Soul Kitchen - Die Geschichte eines Abends". Aber auch Olli Dittrichs "TalkGespräch" und die EinsPlus-Reihe "Auf 3 Sofas durch..." sind für den diesjährigen Grimme-Preis nominiert. Berechtigte Hoffnungen können sich darüber hinaus Dietrich Krauss, Max Uthoff und Claus von Wagner machen. Expliziert geht es hier um die November-Ausgabe der "Anstalt", in der sie durch einen "kalkulierten Bruch mit den Koventionen des Kaberetts" eine klare Haltung zur Debatte um den Umgang mit Flüchtlingen bewiesen.
Im Bereich Information & Kultur wurden unterdessen - wie in der Fiktion - 20 Produktionen benannt, darunter fallen unter anderem "Sterben für Allah", "Die Kinder von Aleppo" und "Terra X: Deutschland von unten". Die endgültigen Entscheidungen über die Gewinner treffen nun die Jurys des Grimme-Preises, deren Arbeit am 31. Januar startet. Neben den Grimme-Preises wird Ende März dann auch der Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen vergeben, für den unter anderem "Die Schneekönigin", ein "Löwenzahn"-Special sowie "Ene Mene Bu und dran bist du" vom Kika nominiert sind.
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