Nachdem die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder nach mehreren Vertagungen dem ursprünglichen Plan von ARD und ZDF, ein trimediales Jugendangebot inklusive linearem Kanal zu starten, eine Absage erteilt hatten und stattdessen die Beauftragung eines rein aufs Web ausgerichteten Angebots in Aussicht gestellt haben, war insbesondere aus den Reihen der ARD deutliches Grummeln zu vernehmen. Es sei nun erheblich schwerer, das neue Angebot erfolgreich zu machen, auch auf weitere Probleme wie im Bereich des Urheberrechts wies man in ersten Stellungnahmen hin.
Nachdem inzwischen etwas mehr als ein Monat vergangen ist, hat man sich bei der ARD aber zu einer einheitlichen "positiven Würdigung der Beschlüsse" durchgerungen, wie der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor nach der Intendantensitzung in Hannover sagte. Man sehe jetzt vor allem die Chancen und weniger die Risiken. Und das sei auch notwendig: "Das dürfen wir nicht vergeigen", hob Marmor die Bedeutung des neuen Angebots hervor, mit dem die ARD die mit ihren klassischen Sendern nur schwer erreichbare ganz junge Zielgruppe im Blick hat. Ob es erfolgreich sein werde, stehe natürlich noch nicht fest. "Aber wenn wir das nicht versuchen, dann haben wir eh verloren."
Nach der ersten, zurückhaltenden Reaktion ist nun von "Aufbruchstimmung" die Rede. An Ideen für das neue Angebot mangele es in jedem Fall nicht, Marmor sprach gar von einem "Überfluss an Ideen". Auch sei das bisherige Konzept ja nicht vollkommen obsolet, man müsse nun sehen, was daraus man unter den neuen Voraussetzungen übernehmen könne.
Konkret wird man sich nun in der kommenden Woche mit dem ZDF zusammensetzen - schließlich soll es ein gemeinsames Angebot der beiden öffentlich-rechtlichen Häuser werden. Im nächsten Schritt sollen dann zügig zunächst mal erste organisatorische Strukturen aufgebaut werden, eine Art "Kopfstelle", die die Planungen koordiniert. Die Federführung innerhalb der ARD bleibt beim SWR, Marmor betonte aber, dass es darum gehe, alle Kräfte in der ARD zu bündeln. Der Standort wird in Mainz sein.
Doch allzu schnell wird man von dem Jugendangebot nichts sehen. Das liegt zum Einen daran, dass es zwar die Absichtserklärung der Ministerpräsidenten gibt - doch die will nun erstmal in ein Gesetz bzw. einen Staatsvertrag gegossen werden, der dann auch noch von allen Länderparlamenten gebilligt werden muss. Auch angesichts dessen geht Lutz Marmor von einem Start nicht vor 2016 aus - gerade im Web eine lange Zeit.