Die Ankündigung faszinierte damals die krisengeplagten Journalisten in Deutschland. Eine Marke wie das „Wall Street Journal“ müsse schließlich wissen, was sie tut, als es Anfang 2012 los ging. Entsprechend freudig erregt und intensiv wurde der Marktstart des kostenpflichtigen Online-Angebots aufgenommen. WSJ.de bekam durch die Einstellung der „Financial Times Deutschland“ noch einmal etwas Aufwind, doch am Ende scheint es nicht gereicht zu haben.
Nach weniger als drei Jahren endet die Präsenz eines deutschen „Wall Street Journal“ im Netz. Das Lob aus der Branche für die teils ungewöhnliche Berichterstattung half letztlich auch nicht. Das kostenpflichtige Angebot konnte sich bei Nutzern und Werbekunden nicht durchsetzen. Ralf Drescher, Chefredakteur vom deutschsprachigen WSJ-Angebot, sagte auf Anfrage von Newsroom.de zu der Entscheidung des Unternehmens am Mittwoch: "Ich bin sehr traurig."
Neben dem deutschsprachigen Angebot auch das türkischsprachige Angebot "Wall Street Journal Türkiye" eingestellt, wie Dow Jones-CEO William Lewis in einer Rundmail am Mittwoch bestätigt. Sowohl in Deutschland als auch der Türkei wolle man ein Büro behalten, doch Aktivitäten in Landessprache gehörten künftig nicht mehr zum Kern der Geschäftsstrategie. In Bezug auf die Einstellung des deutschen und türkischen Angebots spricht auch "Wall Street Journal"-Chefredakteur Gerard Baker in einer weiteren Rundmail an alle Mitarbeiter von einer "harten Entscheidung".