Der WDR möchte jünger werden - und hat dafür eine neue Zielgruppe ausgemacht. Für die 35- bis 55-Jährigen will der Sender künftig verstärkt Programm machen. WDR-Fiction-Chef Gebhard Henke hatte diese Zielgruppe kürzlich erstmals bei seinem Auftritt im DWDL.de-Branchentalk "Studio D" thematisiert (ganze Sendung ansehen). Auch Siegmund Gewenig, Unterhaltungschef des WDR, hat diese Zielsetzung nun laut "Kölner Stadt-Anzeiger" noch einmal offiziell zu Protokoll gegeben. Die ins Visier genommene Zielgruppe erscheint auf den ersten Blick zwar nicht als radikale Verjüngungskur - tatsächlich stellen die aktuellen Planungen für den WDR jedoch eine entscheidende Trendwende dar, schließlich beträgt das Alter des Durchschnittszuschauern derzeit 60 Jahre.

An vereinzelten Stellen ist derzeit bereits zu erkennen, wohin die Reise gehen soll. Nachdem die Kölner Bildundtonfabrik mit "Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von..." im Sommer einen viel beachteten Comedy-Piloten produzierte, geht das Format in den kommenden Wochen in Serie - die Folgen mit Bettina Böttinger oder Hugo Egon Balder als Gast-Moderatoren der Show sind bereits im Kasten. Deutlich jünger als man das vom WDR gewohnt ist, kommt zudem "Rebellcomedy" daher, eine Multi-Kulti-Show, in der politische Korrektheit auch mal beseite gelegt wird. Ungewöhnlich auch, dass der WDR derzeit für das Köln Comedy Festival an gleich zwölf Abenden eine Viertelstunde Programm freiräumt, um Lutz van der Horst mit seiner Live-Comedy "Bus mit lustig" auf Sendung gehen zu lassen.

Van der Horst ist zudem einer von drei jungen Moderatoren, die sich am Spielshow-Klassiker "Geld oder Liebe?" versuchen dürfen, der ab diesem Mittwoch im WDR Fernsehen wiederbelebt wird - anlässlich des Jubiläums der Show wird auch Jürgen von der Lippe noch einmal das Ruder übernehmen. Und auch "Die LottoKönige" werden bekanntlich mit neuen Folgen zurück ins Programm kehren (DWDL.de berichtete). Einem Quotendruck will sich der WDR mit seiner schrittweisen Verjünungskur indes nicht aussetzen. "Die Leute sollen wieder Kontakt zu uns haben", erläutert Siegmund Grewenig das Ziel. Das zu erreichen, dürfte schwer genug werden, doch ganz offensichtlich hat man in Köln erkannt, wie wichtig es ist, auch jene anzusprechen, die in den vergangenen Jahren mit dem WDR kaum noch etwas anzufangen wussten. Die Abwanderung mancher Stammzuschauer nimmt der Sender für diesen Kurswechsel offensichtlich bewusst in Kauf.