Es ist die Woche der Auszeichnungen: Bevor der Deutsche Fernsehpreis am Donnerstag zum letzten Mal in seiner jetzigen Form vergeben wird, kam die Branche am Montagabend schon mal zusammen, um sich zu feiern. In Köln verlieh die erst 2010 gegründete Deutsche Akademie für Fernsehen, die inzwischen 633 Mitglieder zählt, zum zweiten Mal ihren eigenen Preis - als Reaktion auf die Abschaffung zahlreicher Werkkategorien beim Deutschen Fernsehpreis. Dabei ging der "Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze" als großer Gewinner hervor. Sechs Mal war der ZDF-Film nominiert - und sechs Mal gab's den Preis.
So erhielt Thomas Kirchner die Auszeichnung für das Beste Drehbuch und Kai Wessel für die Beste Regie. Roeland Wiesnekker wurde als Bester Schauspieler mit dem Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen geehrt. Den Preis als Beste Schauspielerin nahm Christina Große für ihre Rolle in "Neufeld, mitkommen!" entgegen, der im Ersten zu sehen war. Ohnehin dominierten die Öffentlich-Rechtlichen den Abend: So wurde die gefeierte ARD-Serie "Weissensee" mit drei Preisen bedacht, aber auch das aufwendige Projekt "24h Jerusalem" erhielt eine Auszeichnung. Hier bekam Thomas Kufus den Preis als Bester Produzent. Dominik Graf und Martin Farkas wurden indes für den Besten Dokumentarfilm geehrt: Ihr Film "Es werde Stadt! 50 Jahre Grimme Preis in Marl" fand in dieser Kategorie die meisten Stimmen.
Der Preis für die Beste Fernseh-Unterhaltung ging an Anke Engelke für ihre WDR-Show "Anke hat Zeit", die im vorigen Jahr die Nachfolge von "Helge hat Zeit" antrat, nachdem Helge Schneider überraschend weder Zeit noch Lust auf die Sendung hatte. Engelke setzte sich damit gegen Xavier Naidoo ("Sing meinen Song") sowie die neuen "Anstalts"-Leiter Max Uthoff und Claus von Wagner durch. Und die Privaten? Die erhielten nur zwei Preise: Thomas Biehl, Solveig Willkommen, Birgit Brandes erhielten die Auszeichnung in der Kategorie Redaktion / Producing für "Danni Lowinski" und Christoph Domanski setzte sich in der Kategorie Stunt mit "Alarm für Cobra 11" durch. RTL wurde für "Team Wallraff" indes nicht belohnt und musste sich in der Kategorie Fernseh-Journalismus dem ARD-Film "Deutschlands Ferkelfabriken" geschlagen geben.
Beim Symposium der Akademie, das vor der Verleihung unter dem Motto "Ziemlich bestes Fernsehen - Wunsch und Wirklichkeit" die Nominierten und ihre Arbeit vorstellte, waren kritische Töne zu hören. Akademie-Vorstand Gerhard Schmidt warnte vor der wachsenden Diskrepanz zwischen dem, was Programmherstellung in der Realität koste, und dem, was die Sender dafür zahlten. Ein Befund, den Szenen-, Masken- und Kostümbildner, Cutter und Produzenten mit etlichen Beispielen bestätigen konnten. Schauspielerin Monika Baumgartner, nominiert für "Die Gruberin", berichtete von ihrer ARD-Vorabendserie "Heiter bis tödlich: Monaco 110", bei der 48 Sendeminuten in fünfeinhalb Tagen gedreht werden. "Das ist verdammt hart, da bleibt kaum Zeit zum Proben. Andererseits ist es eine so tolle Rolle, dass ich mich freue, die mit 63 spielen zu dürfen. Da sind wir schnell erpressbar."
Alle Gewinner auf einen Blick
Bildgestaltung
Henner Besuch (Polizeiruf 110 - Käfer und Prinzessin)
Holly Fink (Spreewaldkrimi - Mörderische Hitze)
Clemens Messow (Die Spiegel-Affäre)
Casting
Franziska Aigner (Tatort: Am Ende des Flurs)
Heta Mantscheff (Weissensee)
Nicole Schmied (Das Attentat - Sarajevo 1914)
Dokumentarfilm
Eric Friedler (Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K?)
Dominik Graf, Martin Farkas (Es werde Stadt! 50 Jahre Grimme Preis in Marl)
Khalo Madiba Matabane (Das Vermächtnis des Nelson Mandela)
Drehbuch
Martin Ambrosch (Das Attentat - Sarajevo 1914)
Johannes W. Betz (Die Spiegel-Affäre)
Thomas Kirchner (Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze)
Fernseh-Journalismus
Monika Anthes, Edgar Verheyen (Deutschlands Ferkelfabriken)
Jan Köppen, Amiaz Habtu (Abgefahren - Wissen auf Rädern)
Pia Osterhaus, Günter Wallraff (Team Wallraff - Das Pflegedilemma)
Fernseh-Unterhaltung
Anke Engelke (Anke hat Zeit)
Xavier Naidoo (Sing meinen Song - Das Tauschkonzert)
Max Uthoff, Claus von Wagner (Die Anstalt)
Filmschnitt
Tina Freitag (Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze)
Susanne Hartmann (Tatort: Am Ende des Flurs)
Andrea Mertens (Es ist alles in Ordnung)
Maskenbild
Jens Bartram, Judith Müller, Katja Schulze (Die Spiegel-Affäre)
Dorle Neft, Ulrike Bruns Giffel (Tatort: Franziska)
Dorle Neft, Delia Mündelein (Schimansky: Loverboy)
Produzent
Kirsten Hager (Pass gut auf ihn auf)
Thomas Kufus (24h Jerusalem)
Matthias Martens (Ein blinder Held - Die Liebe des Otto Weidt)
Regie
Andreas Herzog (Tatort: Eine andere Welt)
Nicole Weegmann (Es ist alles in Ordnung)
Kai Wessel (Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze)
Kostümbild
Monika Hinz (Weissensee)
Astrid Karras (Arnes Nachlass)
Martina Schall (Sternstunde ihres Lebens)
Musik
Jörg Lemberg (Tatort: Franziska)
Fabian Römer (Kein Entkommen)
Ralf Wienrich (Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze)
Redaktion/Producing
Thomas Biehl, Solveig Willkommen, Birgit Brandes (Danni Lowinski, 5. Staffel)
Lili Kobbe, Liane Jessen (Männertreu)
Rainer Marquass, Florian Weber, Martin R. Neumann (Diese Kaminskis)
Schauspieler Hauptrolle
Florian Teichtmeister (Das Attentat - Sarajevo 1914)
Elmar Wepper (Zwei Allein)
Roeland Wiesnekker (Spreewaldkrimi: Mörderische Hitze)
Schauspieler Nebenrolle
Peter Jordan (Polizeiruf 110: Abwärts)
Rick Okon (Ein Schnitzel für alle)
Thomas Thieme (Gestern waren wir Fremde)
Schauspielerin Hauptrolle
Monika Baumgartner (Die Gruberin)
Christina Große (Neufeld, mitkommen!)
Brigitte Hobmeier (Wer hat Angst vorm weissen Mann?)
Schauspielerin Nebenrolle
Peri Baumeister (Männertreu)
Barbara de Koy (Tatort: Am Ende des Flurs)
Maria Peschek (Im Schleudergang)
Stunt
Christoph Domanski (Alarm für Cobra 11: Revolution)
Thomas Hacikoglu (The Ego)
Andy Long (Nachbarn süss-sauer)
Szenenbild
Frank Godt (Weissensee)
Jana Karen (Die Hebamme)
Knut Löwe (Die Spiegel-Affäre)
Nachwuchsförderpreis
Sinje Irslinger für "Es ist alles in Ordnung"