Nachdem die Glanzzeiten der Scripted-Reality-Formate am Nachmittag mit Marktanteilen von mehr als 30 Prozent inzwischen längst der Vergangenheit angehören, ist es nur allzu vernünftig, sich nach Alternativen umzuschauen. Mit der ursprünglich aus der Türkei stammenden Live-Datingshow "Bei Anruf Liebe" wagte sich RTL kürzlich an einen durchaus ungewöhnlichen Neustart. Doch auch nach 13 bislang ausgestrahlten Folgen blieb ein großes Interesse der Zuschauer aus: Nur eine Ausgabe bewegte sich mit mehr als 14 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen auf ordentlichem Niveau - ansonsten lagen die Werte meist bei weniger als zwölf Prozent.

Hinzu kommt, dass es in der von RTL ins Auge gefassten erweiterten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen meist noch ein gutes Stück schlechter aussah. Wenig überraschend sprach "Bei Anruf Liebe" also in erster Linie ein sehr junges Publikum an. Letztlich waren die Quoten der von Constantin Entertainment produzierten Sendung aber eben nicht stark genug, um einen dauerhaften Verbleib im Programm zu rechtfertigen. Zum Ende der Woche - und damit noch vor dem Ende des ursprünglich auf 20 Folgen angelegten Tests - wird die Datingshow mit Angela Finger-Erben daher schon wieder aus dem Programm verschwinden, wie der Sender am Mittwoch gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte.

"'Bei Anruf Liebe' hat insbesondere bei den jungen Frauen eine starke Stammzuschauerschaft - doch bei der Gesamtreichweite wie auch bei den für uns werberelevanten 14- bis 59-Jährigen waren die Werte instabil und reichten nicht aus", betonte eine Sendersprecherin auf DWDL.de-Nachfrage und gab der Mannschaft zugleich noch einige lobende Worte mit auf den Weg. "Angela Finger-Erben und das Team haben einen sehr guten Job gemacht: täglich eine Stunde Live Fernsehen am Nachmittag, heute nicht zu wissen, was morgen passiert, die Sendung stets anzupassen und zu optimieren verdient unseren höchsten Respekt."

Nach "My Life in..." ist damit also auch der zweite Nachmittags-Neustart binnen kürzester Zeit schon wieder Geschichte. Richten sollen es ab der kommenden Woche auf dem Sendeplatz um 14:00 Uhr zunächst zweistündige Spezial-Ausgaben von "Verdachtsfälle", auf die dann jeweils eine reguläre Ausgabe der Scripted Reality folgt. Dadurch soll vermutlich auch verloren gegangener Boden auf den Konkurrenten Sat.1 wettgemacht werden, dessen Formate nach Drehbuch in den vergangenen Wochen von der RTL-Schwäche ungemein profitierten. So verzeichneten "Auf Streife", "Im Namen der Gerechtigkeit" und "Anwälte im Einsatz" erst am Dienstag wieder Marktanteile von mehr als 15 Prozent in der klassischen Zielgruppe.

Und so will also auch RTL von den Scripted Realitys vorerst nicht die Finger lassen. "Wir haben nie einen dogmatischen (kompletten) Ausstieg aus dem Genre 'Scripted' angekündigt, denn das Genre bietet auch neue Entwicklungsmöglichkeiten und Macharten", betonte eine RTL-Sprecherin gegenüber DWDL.de. In den kommenden Monaten sollen demnach neue Ansätze unter der Dachmarke "Verdachtsfälle" auf den Schirm gebracht werden.

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