Mit einer bewegenden, einfühlsamen und äußerst sehenswerten Reportage macht Judith Rakers auf das immer weiter verbreitete Phänomen der Multijobber aufmerksam, die von einer beruflichen Tätigkeit allein nicht leben können. Für "Schicksal Armutsfalle" hat sie die alleinerziehende Mutter Tanja in deren Alltag zwischen Teilzeit-Schuften, Haushalt und dem sechsjährigen Sohn begleitet. In diesem Jahr zählt die Statistik in Deutschland erstmals mehr als drei Millionen solcher Multijobber. Was sie in der "Tagesschau" nüchtern vermeldet, macht Rakers hier ohne erhobenen Zeigefinger konkret greifbar.
Die Presenter-Reportage – am Freitag um 21.15 Uhr im NDR Fernsehen zu sehen – ist nicht der erste Außeneinsatz der Nachrichtensprecherin und "3nach9"-Moderatorin. Für "Schicksal obdachlos" hatte sie bereits im Dezember 2013 einen Selbstversuch gewagt und obdachlose Frauen in Hamburg begleitet. Inzwischen ist klar: Das Format wird zur Reihe. Eine weitere Ausgabe folgt im Dezember, für 2015 sind ebenfalls zwei Rakers-Reportagen geplant.
"Vor drei Jahren hat man mich im Sender gefragt, was ich gern machen würde", so Judith Rakers im Gespräch mit DWDL.de. "Da musste ich nicht lange überlegen und habe sofort gesagt: am liebsten Reportagen! Ich mag dieses Format, weil ich damit Welten innerhalb unserer Gesellschaft erlebbar machen kann, die viele Zuschauer nicht kennen und die teilweise auch mit Vorurteilen oder Berührungsängsten behaftet sind." Der Schwerpunkt soll auch künftig auf Schicksalen von Frauen liegen, da diese sonst oft unterrepräsentiert seien.
Produziert wird "Schicksal ... – mit Judith Rakers" von Doclights, dem auf Nonfiction spezialisierten Joint Venture von Studio Hamburg Produktion Gruppe und ZDF Enterprises ("Erlebnis Erde", "Der Rassist in uns"). Mit Produzentin Michaela Hummel und Autorin Caroline Pellmann teilt Rakers eine gemeinsame Vergangenheit: In den 90er Jahren waren alle drei als Reporterinnen für "Focus TV" tätig.
"Judith Rakers kennen die Zuschauer als das Gesicht der Tagesschau. Aber sie ist auch Reporterin mit Leib und Seele", so Doclights-Geschäftsführerin Hummel. "Sie geht ohne Berührungsängste und absolut natürlich auf die Protagonistinnen zu und taucht in deren Lebenswelten ein." Die Vorbereitung von "Schicksal Armutsfalle" sei aufwendig gewesen: "Wir haben drei Monate nach einer Frau gesucht, die die Voraussetzungen für unser Thema erfüllt. Nur wenige wollten damit ins Fernsehen." Rakers betont, dass das Format "bewusst der reinen journalistischen Lehre" folge, "keine Charity und kein Helptainment" sein soll: "Ich berichte ja auch in der Tagesschau über den Syrien-Konflikt, ohne ihn lösen zu können."