Nach 493 Ausgaben ist Schluss: Die Zeitschrift "Du & Ich" erscheint am Freitag mit ihrer letzten Ausgabe an den Kiosken. Erstmals erschien das Magazin am 1. Oktober 1969, nur wenige Wochen nachdem vom Bundestag damals der Paragraf 175 entschärft wurde und homosexuelle Handlungen unter erwachsenen Männern nicht länger eine Straftat waren. Über Jahrzehnte erschien "Du & Ich" monatlich, seit 2007 als Folge der immer schwierigeren wirtschaftlichen Umstände nur noch alle zwei Monate. Doch auch ein umfassender Relaunch im vergangenen Jahr, der dem Magazin mehr Klasse geben sollte, konnte den Abwärtstrend nicht stoppen.
Die Verkaufszahlen durch den Relaunch konnten "nicht im von uns erwarteten Maße erhöht werden", so formuliert es Manuela Kay, Geschäftsführerin der Special Media SDL GmbH, die das Magazin 2012 vom Jackwerth Verlag erwarb. Offen sagt sie gegenüber dem Online-Magazin Queer.de, die Zeitschrift sei damals "schon nicht so der Hit" gewesen. Kay: "Es ist uns schwer gefallen, die 'Du & Ich' einzustellen. Es gab aber zu wenige Leser." Für die Zeitschrift arbeiteten zuletzt in erster Linie freie Mitarbeiter, die über das Aus des Traditions-Titels bereits vor längerer Zeit informiert wurden.
Einige der Mitarbeiter könnten für die anderen Titel des Verlages weiterarbeiten, also das kostenlose Berliner Szenemagazin "Siegessäule" und die Kaufzeitschrift "L-Mag". Beide Titel seien von der Einstellung der "Du & Ich" nicht betroffen und stünden auf einem starken Fundament, heißt es von der Special Media SDL GmbH. Der Markt der Magazine für schwule Männer schrumpft mit dem Aus des ältesten Magazins in diesem Genre weiter. 2011 wurde schon die Zeitschrift "Adam" eingestellt, nun also "Du & Ich" und auch die Zukunft der Zeitschrift "Männer" ist unklar, nachdem der Bruno Gmünder Verlag im Mai Insolvenz anmelden musste.
Bei Facebook bedauerte Dirk Ludigs, von 2003 bis 2006 drei Jahre lang Chefredakteur von "Du & Ich", das Aus der Zeitschrift. "Das macht mich traurig, denn ich habe damals viel getan, um dem Traditionsblatt neues Leben einzuhauchen und mein Nachfolger, Andreas Hergeth, ist diesen Weg konsequent weitergegangen. Gegen die Zeitläufe lässt es sich nicht gewinnen. Wieder verschwindet ein Stück schwule Medienlandschaft und in diesem Fall ein besonders großes Stück Geschichte der schwulen Bewegung", so Ludigs.
Neben dem Siegeszug des Internets, der so manchem Printmedium in den vergangenen Jahren zum Verhängnis wurde, haben es in einer offeneren Gesellschaft schwul-lesbische Medien seit Jahren schwer, für sich einen neuen Kurs zu finden. Waren Magazine wie "Du & Ich" in den ersten Jahrzehnten ein unter dem Tisch verkauftes Sprachrohr für eine öffentlich diskriminierte Minderheit, das für das Selbstwertgefühl und Selbstverständnis der schwul-lesbischen Community wichtig war, so verlor sich dieser Status durch technischen Fortschritt (Internet) aber eben auch durch Toleranz und Akzeptanz von Homosexuellen in der Bevölkerung. Und viele der Themen finden längst in großen Medien Platz.