Will die ungarische Regierung mit einer Änderung der ohnehin äußerst umstrittenen Werbesteuer unliebsamen Journalismus verhindern? Genau das beklagt jedenfalls die RTL Group. Der neue Steuersatz, den die Unternehmen auf die Werbeumsätze zahlen sollen, ist progressiv. Bei einem Werbeumsatz von mehr als 20 Milliarden ungarischen Forint, was umgerechnet etwa 65 Millionen Euro entspricht, werden satte 40 Prozent fällig. Bei der RTL Group hält man das Gesetz für genau auf das Unternehmen zugeschnitten - RTL Ungarn ist gegenwärtig nämlich das einzige Medienunternehmen des Landes, das diesen Spitzensatz zahlen muss.
Und das hat deutliche Auswirkungen. Nach Berechnungen der RTL Group muss das Unternehmen künftig rund 15 Millionen Euro zusätzliche Steuern pro Jahr zahlen. Im vergangenen Jahr hatte RTL Ungarn bei einem Umsatz von 100 Millionen Euro einen operativen Gewinn von 15 Millionen Euro erwirtschaftet - der Gewinn würde also vollkommen aufgefressen. Das führt auch dazu, dass die RTL Group deutliche Abschreibungen auf seine ungarische Tochter vornehmen muss. Wie hoch diese genau ausfallen, wird bei der Vorstellung der Halbjahresergebnisse am 21. August bekannt gegeben.
Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch, beide Geschäftsführer der RTL Group, erklären angesichts dessen, dass die RTL Group sich zwar operativ im Jahr 2014 weiterhin gut entwickeln werde, sprechen aber von empfindlichen Auswirkungen, die die Werbesteuer in Ungarn habe. So werde RTL Ungarn dadurch zu einem strukturell verlustreichen Geschäft, das auch den Nettogewinn der RTL Group drücken werde. Beide weisen darauf hin, dass die RTL Group seit 1997 das Ungarn geschäft aufgebaut habe, dort 350 Menschen beschäftige und auch in lokalen, unabhängigen Journalismus investiert habe. Zudem habe man auch erhebliche Mengen an Steuern gezahlt. Nun werde man alle Optionen zu prüfen, um sein Geschäft vor dieser Steuer zu schützen. Die beiden appellieren an die ungarische Regierung, die kontraproduktive Steuer, die speziell gegen RTL gerichtet sei, zu überdenken, da sie nicht nur das Geschäft von RTL untergrabe, sondern auch große Bedenken hinsichtlich der Freiheit des Journalismus in Ungarn hervorrufe.