Laura Poitras beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Arbeit der US-Geheimdienste und geriet 2006 selbst ins Visier der Behörden. Damals stellte sie ihren Film "My Country, My Country" vor - eine Dokumentation über die amerikanische Militärpolitik im Irak. Seitdem muss sich die Journalistin strengeren Sicherheitsüberprüfungen an Flughäfen unterziehen, Beamte beschlagnahmten zudem ihre Notizen und elektronische Geräte und verhörten sie.
Anfang 2013 wurde Poitras dann von Edward Snowden kontaktiert. Sie ging den Infomationen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters nach und besuchte Snowden gemeinsam mit Glenn Greenwald in Hongkong. Während Greenwald große Aufmerksamkeit für seine Publikationen im "Guardian" erhielt, konzentrierte sich Poitras auf die Verfilmung. Monatelang analysierten die zwei Journalisten die Dokumente von Edward Snowden - und sind damit auch heute noch immer nicht fertig. Seit Februar 2014 arbeiten Poitras und Greenwald gemeinsam bei der neuen Investigativ-Plattform "The Intercept".
"Stern"-Chefredakteur Dominik Wichmann sagt: "Laura Poitras journalistischer Arbeit ist es zu verdanken, dass die Öffentlichkeit von der massenhaften globalen Überwachung durch die NSA erfahren hat. Was man bislang in autoritären Regimen gesehen hat, verbreitet sich auch in der demokratischen Welt zunehmend: die Bereitschaft und der Wille, investigativen Journalismus zu stören." Trotz der Repressalien durch die US-Behörden brilliere Poitras durch "Engagement, die Hingabe und die fachliche Kompetenz", so Wichmann. "Für ihren selbstlosen Kampf um die Wahrheit und damit die Freiheit der Information und um die Pressefreiheit erhält sie den Henri Nannen Preis 2014."
Die Preisverleihung des Henri Nannen Preises findet am 16. Mai in Hamburg statt. Neben der Auszeichnung für die Verdienste um die Pressefreiheit werden die besten journalisten Arbeiten ausgezeichnet, die im vergangenen Jahr im deutschsprachigen Print- und Onlinejournalismus entstanden sind. Gruner + Jahr und der "stern" vergeben den Preis mittlerweile zum zehnten Mal.