Die Aussage selbst war kurz und knackig - aber dafür mit einer umso längeren Wirkung. „Wir sehen uns wieder am 4. Oktober in Erfurt. Wir gehen jetzt in die Sommerpause. Wir sehen uns wieder am 4. Oktober mit den letzten drei Ausgaben von ‚Wetten, dass..?‘. Das wars. Ihnen allen einen schönen Abend und bis bald“, gab Markus Lanz den Zuschauern von „Wetten, dass..?“ am Ende der Sendung vom Samstagabend aus Offenburg mit auf den Weg. Die Katze ist damit aus dem Sack. Mit der letzten Sendung in diesem Jahr am 13. Dezember in Nürnberg wird die ZDF-Show „Wetten, dass..?“ eingestellt. Das erklärte in einer auf das Sendungsende terminierten Pressemitteilung dann auch ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler.
„Wir haben gemeinsam entschieden, dass wir noch die drei geplanten Ausgaben in 2014 machen. Danach ist Schluss. In den letzten Jahren hat sich im Showbereich sehr viel verändert. Das trifft alle Sender und Unterhaltungsprogramme, besonders hart aber "Wetten, dass..?" als traditionsreichste Show in Deutschland. Der Rückgang der Zuschauerzahlen zeigt, dass sich die Sehgewohnheiten verändert haben und das Format an Anziehungskraft verloren hat. Es ist uns nicht leicht gefallen, einen Klassiker wie „Wetten, dass..?“ vom Schirm zu nehmen. Der Aufwand einer so großen Show steht aber nicht mehr im Verhältnis zur Zuschauer-Resonanz. Großen Respekt habe ich vor der Leistung von Markus Lanz, der Redaktion und dem Produktionsteam“, erklärte Himmler in dem schriftlichen Statement. Es klingt ein bisschen so als sei das Genre Show inzwischen überholt. Eine gewagte These.
Der ZDF-Programmdirektor erklärte weiter, das ZDF werde alle Rechte an der Marke „Wetten, dass..?“ behalten und gegebenenfalls auch wieder aktivieren. Himmler: „Das Konzept, das Frank Elstner Anfang der achtziger Jahre für das ZDF erfunden hat, bleibt einzigartig. Deshalb schließe ich nicht aus, dass es irgendwann noch einmal auflebt. Wir suchen aber weder einen neuen Moderator, noch planen wir eine Fortsetzung in absehbarer Zukunft. Die Hauptredaktion Show arbeitet jetzt an neuen Ideen für den Samstagabend." Das ZDF hatte darauf gewettet, dass die Show sich modernisieren lässt. Wette verloren, lässt sich kurz und knapp festhalten. Während der Blick auf neue TV-Ideen ein positives Signal ist, so wird das vorläufige Ende von „Wetten, dass..?“ leider erneut eher ein Schrecken ohne Ende statt ein Ende mit Schrecken.
Acht Monate lang lässt das ZDF jetzt seinen ehemals scheinbar unersetzlichen Unterhaltungsdampfer dem traurigen Ende entgegen schippern mit einer Abschiedstournee, die - anders als damals vielleicht noch bei Thomas Gottschalk - kaum jemand feiern wollen wird. Schon wieder zieht es sich also. Erst Gottschalks Abschied, dann die Nachfolger-Suche, dann die hysterische, pausenlose Kritik an Lanz und jetzt der langgezogene Abschied. Die deutsche Presse wird sich jetzt noch einmal Monate lang intensiv mit dem Scheitern von „Wetten, dass..?“ beschäftigen und dabei wortreich vermutlich noch einmal genau das analysieren, was man schon Monate lang immer wieder im Voraus analysiert hatte.
Dies wird aber nicht getan, weil man sich oder den Lesern dabei eine Erkenntnis verspricht - sondern weil „Wetten, dass..?“ - aller Unkenrufe zum Trotz - bis zum Ende ein großes Millionenpublikum interessierte, das manche Fernsehproduzentin bei der MIP in Cannes mit den Worten „Wer von uns erreicht schon mal aus dem Stand 5 Millionen Zuschauer oder mehr?“ kommentiert. So eine große Zuschauerschaft bedeutet einfach entsprechend viele potentielle Leser für eine intensive Aufarbeitung. Dabei wäre es viel wünschenswerter, wenn man nach vorne blickt und nach neuen TV-Ideen Ausschau hält. Die Fernsehbranche tut dies in diesen Tagen an der französischen Mittelmeer-Küste bei der Fernsehmesse MIPTV. Doch der Blick nach vorne ist nicht so schlagzeilenträchtig wie der Schönschreibwettbewerb um die schönste Analyse des Scheiterns.
"Wetten, dass Ende! Das geht an die Nieren. Alles andere wäre gelogen! Dem Nachwuchs gehört die Zukunft im Netz! Ich bin dabei. Freue mich" twittert Frank Elstner am späten Samstagabend. Das Aus von „Wetten, dass..?“ ist am Ende irgendwie eine Erlösung für alle. Wir können „Wetten, dass..?“ hinter uns lassen. „Darüber wird zu reden sein?“ Nein, bitte nicht. Nicht jetzt. Wirklich nicht. Wir können einfach nicht mehr. Und wollen lieber über Fernsehen von morgen reden.