"Unser Kulturradio hat in all den Jahren Maßstäbe gesetzt - und setzt sie weiterhin." Mit diesen Worten feierte Tom Buhrow vor wenigen Tagen den 50. Geburtstag des Kultursenders WDR3. Doch an anderer Stelle geht dem WDR-Intendanten die Kultur offenbar etwas zu weit: Einem Bericht des "Tagesspiegels" zufolge hat Buhrow nun beschlossen, die hauseigene Kunstsammlung zu verkaufen, die aus knapp 600 Werken besteht und Bilder von Ernst Ludwig Kirchner und Max Beckmann umfasst. Diese "Sofortmaßnahme", die dem Sender drei Millionen Euro einbringen könnte, sorgt wenig überraschend für Kritik.
"Drei Millionen Euro sind doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagte Marie Luise Syring vom internationalen Kunstkritikerverband AICA gegenüber dem "Tagesspiegel". Wie kann man so kurzsichtig mit seinem Erbe umgehen?" Sie hat inzwischen im Namen des Verbandes einen Offenen Brief an den WDR-Intendanten geschrieben. Walter Vitt, einst ehrenamtlicher "Kunstbeauftragte" des WDR, befrürchtet gar einen nachhaltigen Imageschaden für den Sender. Als Notgroschen für schlechte Zeiten sei die Sammlung einst nicht gedacht gewesen. Viel mehr habe der Sender einst damit ein Zeichen gegen die Kulturbarbarei der Nationalsozialisten setzen wollen.
Kritik kommt auch wegen anderer Sparvorhaben: So denkt Tom Buhrow offenbar auch darüber nach, die seit Ende der 40er Jahre aufgebaute WDR-Bibliothek zu streichen. Entschieden sei aber noch nichts, beschwichtigt der WDR. Klar ist aber auch: Ohne Sparmaßnahmen geht es nicht. Bis 2015 hat es sich der neue Intendant zur Aufgabe gemacht, 90 Millionen Euro einzusparen - dabei sollen auch 50 Planstellen aus allen Bereichen zum Opfer fallen.