Als Wieland Backes am 14. Februar 1987 das "Nachtcafé" aus der Taufe hob, wird er wohl selbst kaum gedacht haben, mehr als 700 Ausgaben der Talkshow zu präsentieren. Nun hat der 67-Jährige seinen Abschied zum Jahresende angekündigt. Backes wird das "Nachtcafé" am 14. Dezember zum 705. und zugleich letzten Mal präsentieren. "Nach fast 28 Jahren mit mehr als 700 Sendungen und rund 5.000 Gästen ist es mein Wunsch, meine Rolle als Gastgeber
der SWR-Talkshow 'Nachtcafé' zum Ende des Jahres 2014 abzugeben", sagte Backes am Donnerstag. "Viele, die mich kennen, sagen, ich würde mit meiner Sendung leben. Jetzt habe ich Sehnsucht nach ein wenig mehr persönlicher Freiheit, Zeit für Familie und Freunde, für weitere Pläne und Engagements."

Inzwischen sei die Show rekordverdächtig. "Nach unserem Wissen gibt es kein Talkshowformat weltweit, das mit ein- und demselben Moderator über eine solch lange Strecke auf Sendung ist oder war. Selbst der legendäre Larry King machte 'schon' nach 25 Jahren Schluss." Für ihn und die Redaktion sei die Entscheidung "ein Einschnitt und ein bewegender Moment", so Backes. Die "Nachtcafé"-Story solle jedoch eine Geschichte mit Happy End werden. "Wir haben uns für dieses letzte Jahr viel vorgenommen. Ich freue mich auf das spannende Finale", betonte der Moderator. Ob das "Nachtcafé" nach seinem Abschied fortgesetzt wird, ist noch nicht entschieden, teilte der SWR auf DWDL.de-Anfrage mit.

Allerdings kann wohl davon ausgegangen werden, dass auch über das Jahr 2014 hinaus am Freitagabend im SWR Fernsehen getalkt werden wird. Angesichts zweistelliger Marktanteile käme alles andere jedenfalls einer echten Überraschung gleich. SWR-Intendant Peter Boudgoust äußerte unterdessen sein Bedauern über den angekündigten Rückzug des Moderators. "Das ist schlicht schade, ich werde
Wieland Backes am Freitagabend vermissen." Backes habe das Publikum mit seiner besonderen journalistischen Herangehensweise berührt. "Er war einfühlsam, aber nie ranschmeißerisch, er war niveauvoll, aber nie abgehoben, und er war hartnäckig, aber nie respektlos. Wieland Backes hat mit dem 'Nachtcafé' Maßstäbe gesetzt, eine Ära begründet."

Tatsächlich betrat Backes 1987 mit dem "Nachtcafé" Neuland. Mit einem kleinen Team von Jungredakteuren gründete er damals eine Abteilung für "Journalistische Unterhaltung", deren Flaggschiff die Talkshow wurde, die anfangs montlich, dann zweiwöchentlich und schließlich seit 2002 wöchentlich zu sehen war. SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser "Das 'Nachtcafé' ist durch Wieland Backes zu einem Markenzeichen im SWR Fernsehen geworden. Journalistisch, empathisch und oftmals mit einem Augenzwinkern führte er durch die Diskussionen." Einen kompletten Rückzug vom Bildschirm plant Backes allerdings nicht: Auch weiterhin wird er für das SWR Fernsehen die wöchentliche Rateshow "Ich trage einen großen Namen" präsentieren.