Bild-Titelseite: Wir sind jetzt eure APO!© Bild
Am Vormittag ist Angela Merkel zum dritten Mal als Bundeskanzlerin gewählt worden. Die "Bild"-Zeitung nutzt die Große Koalition unterdessen, um sich als Außerparlementarische Opposition in Szene zu setzen. "Liebe Große Koalition, WIR sind jetzt eure APO!", schreibt das Blatt in großen Lettern auf seiner Titelseite und verspricht, der Regierung ab sofort "munter auf die Finger" hauen zu wollen. Darunter kommen zwölf "Bild"-Mitarbeiter zu Wort, unter ihnen der einstige Regierungssprecher Béla Anda, der inzwischen der "Bild"-Chefredaktion angehört.

Anda kündigt beispielsweise an, scharf schießen zu wollen, "wenn das Verteidigungsministerium ein Chaos-Haus bleibt". Und Patricia Driese aus dem Show-Ressort von "Bild" sagt: "Ich mache Theater, wenn Kultur nur als Gedöns behandelt wird!". Jan Schäfer aus dem Politik-Ressort und Auto-Redakteur Carsten Paulun kündigen sogar an, nicht zulassen zu wollen, "dass Jobs kaputtgemacht" werden oder "Autofahrer über die Maut Finanzlöcher stopfen müssen". Wie genau sie das im Zweifel verhindern wollen, ließen die beiden aber zunächst offen.

Interessant ist im Zusammenhang mit der Titelgeschichte vom Dienstag, wie sehr die "Bild"-Zeitung Stimmung gegen die Linkspartei und für die FDP macht. "Wir von 'Bild' verlassen uns nicht auf einen Linken-Fraktionschef, der einst SED-Mann war und beste Kontakte zur Stasi hatte. Und dessen Gefolgschaft Banken und Wirtschaft verstaatlichen will", ist zu lesen. Ähnlich äußert sich auch Chefredakteur Kai Diekmann in einem Kommentar: "Auf die Regierungserklärung von Angela Merkel wird künftig Oppositionsführer Gregor Gysi antworten. Der Mann, der die alten SED-Kader salonfähig machte."

Noch dazu habe die FDP in der ersten Großen Koalition in den 60ern nach Ansicht des Blattes "die Fahne der bürgerlichen Opposition" hochgehalten. Das sei diesmal anders. "Keine Partei, die für Bürgerrechte UND eine starke Wirtschaft eintritt - die FDP ist zum ersten Mal draußen!", schreibt die "Bild" und erklärt daraufhin, was dadurch ihrer Meinung nach fehlt. "Keine Partei, die sich für einfache, gerechte und niedrige Steuern einsetzt. Keine Partei, die gegen wuchernde Bürokratie auf die Barrikaden geht." Und so darf man gespannt sein, in welcher Form die APO-Inszenierung mit Diekmann als vermeintlichem Retter in der Not in den kommenden vier Jahren ihre Fortsetzung finden wird. An großen Tönen mangelte es zum Start der Großen Koalition jedenfalls nicht.