Die Gerüchte, dass Springer Interesse an einer Übernahme von N24 hat, gab es schon vor vielen Jahren. Doch zum jetzigen Zeitpunkt hatte das wohl kaum einer auf dem Zettel: Die Axel Springer SE hat am Montagvormittag angekündigt, die N24 Media GmbH zu 100 Prozent zu übernehmen. N24 soll in diesem Zuge mit der "Welt"-Gruppe zusammengeführt werden. Gemeinsam sollen sie "das führende multimediale Nachrichtenunternehmen für Qualitätsjournalismus" bilden, frohlockt man bei Springer. N24 wird zugleich zentraler Bewegtbildlieferant für alle Marken von Axel Springer.
Die Redaktion der "Welt"-Gruppe wird um die Digitalredaktion von N24 ergänzt. Die neue gemeinsame Redaktion zeichnet dann für alle journalistischen Inhalte beider Marken für alle digitalen Kanäle und die Printprodukte der "Welt"-Gruppe verantwortlich. Parallel dazu gibt's noch eine TV- und Programmredaktion für N24, die alle TV-Formate realisiert und Bewegtbilder für alle digitalen Angebote erstellt. Beide Einheiten sollen aber stark verzahnt werden.
Die Geschäftsführung teilen sich künftig Jan Bayer, Vorstand der "Welt"-Gruppe, Torsten Rossmann, Vorsitzender der N24-Geschäftsführung, und Stephanie Caspar, Verlagsgeschäftsführerin der "Welt"-Gruppe. "Welt"-Chefredakteur Jan-Eric Peters verantwortet alle Inhalte der "Welt"-Gruppe und die gemeinsamen digitalen Angebote. N24-Chefredakteur Arne Teetz ist für alle Bewegtbildinhalte verantwortlich. Stefan Aust, der bislang ebenfalls Geschäftsführer und auch Gesellschafter von N24 war, wird zum 1. Januar Herausgeber der Gruppe. Thomas Schmid gibt diesen Posten zum 30. Juni ab. Er entwickelt für Springer ein "Online-Magazin neuen Typs", das im Frühjahr 2014 starten soll.
Damit kehrt der seit dem Management-Buyout Mitte 2010 durch Investoren um Torsten Rossmann und Stefan Aust auf sich allein gestellte Infosender N24 wieder unter das Dach eines größeren Konzerns zurück. Trotzdem hat Springer, das einst an der Übernahme von ProSiebenSat.1 gescheitert war, künftig auch auf das Programm der Sendergruppe Einfluss: N24 produziert die Nachrichtensendungen aller ProSiebenSat.1-Sender sowie auch das Frühstücksfernsehen von Sat.1 - also einen Großteil der aktuellen Sendungen von ProSiebenSat.1. Es wird somit durchaus spannend, wie die KEK, die damals noch eine vorherrschende Meinungsmacht Springers gefürchtet hat, die Übernahme diesmal beurteilen wird. Eine medien- steht ebenso wie eine kartellrechtliche Genehmigung noch aus.
Jan Bayer: "N24 und die 'Welt'-Gruppe ergänzen sich hervorragend und bilden zusammen das multimediale Spektrum des Journalismus ab. N24 profitiert in dieser Partnerschaft von der redaktionellen Qualität und Digital-Expertise der 'Welt'-Gruppe. Axel Springer und die 'Welt'-Gruppe erhalten Zugang zur Bewegtbild- und Live-Nachrichten-Kompetenz von N24." Torsten Rossmann: "Wir haben N24 in den vergangenen dreieinhalb Jahren erfolgreich weiterentwickelt, unsere Marktführerschaft im Nachrichtenfernsehen ausgebaut und die Grundlagen für eine starke Präsenz der Marke online, mobil und auf Screens im Außenbereich gelegt. Für den nächsten Schritt und eine nachhaltige Zukunft brauchen wir einen starken Partner, der zu N24 passt. Mit Axel Springer und seinem klaren Bekenntnis zu Journalismus und Digitalisierung haben wir ihn gefunden. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den neuen Kollegen die digitale Zukunft des Journalismus zu gestalten."