Größte Bekanntheit erlangte er möglicherweise durch seine Fernseharbeit, doch seine Leidenschaft war das Radio. Dort legte Chris Howland 2004 seine frühere Kultshow "Spielereien mit Schallplatten" noch einmal neu auf und moderierte sie bis zuletzt dienstags um 20.05 Uhr. Er konnte einfach nicht von dem Medium ablassen, was den gebürtigen Londoner schon vor 65 Jahren so sehr reizte, dass er nach einer Ausbildung zum Imker 1948 beim Radiosender der britischen Armee anfing, der sich an Soldaten in Deutschland richtete. Vier Jahre später heuerte er dann als "Schallplattenjockey" beim NWDR an, begann kurz danach mit seiner eigenen Show "Spielereien mit Schallplatten" und zog 1954 er nach Köln, wird eine der ersten bekannten Größen des WDR und bleibt dem Sender fortan treu.



Kein Wunder also, dass WDR-Intendant Tom Buhrow gewichtige Worte zum Tod von Chris Howland findet. "Der Begriff ,Legende' wird oft und viel zu häufig benutzt, doch Chris Howland war wirklich eine. Unzählige Deutsche haben durch ihn in den 1950er Jahren die neuen Hits aus der internationalen Musikszene kennengelernt, er hat sie zum Lachen und zum Tanzen gebracht. Mit seiner Sendung "Spielereien mit Schallplatten" hat er WDR-Geschichte geschrieben. Es ist schwer vorstellbar, dass wir fortan auf seinen markanten Akzent, seinen britischen Humor und seine exquisite Musikauswahl verzichten müssen", sagt Buhrow in einer Pressemitteilung.

"Mr. Pumpernickel", wie er sich selbst gerne nannte, packte immer wieder die Lust auf Experimente. Meistens beim WDR, manchmal auch mit kurzen Gastspielen in seiner Heimat Großbritannien oder viele Jahre später auch auf Mallorca, wo er ein Hotel führte und nebenbei den ersten deutschen Radiosender aufbaute. Doch in Deutschland berühmt wurde Howland als Vater der versteckten Kamera. 1961 startete die Sendung "Vorsicht Kamera", es ist die Adaption einer anglo-amerikanischen Formatvorlage. Er begründet für das deutsche Publikum den Kult um den Spaß mit der versteckten Kamera und wird oft so erinnert.

Aber Howland wollte mehr. Er startete eine Karriere als Schlagersänger - und noch dazu eine als Schauspieler, wirkte u.a. in fünf Karl-May-Filmen und einigen Edgar-Wallace-Verfilmungen mit. In den 60er Jahren wurde der Brite damit omnipräsent im Kino, Fernsehen und Radio. In den 80er und 90er Jahren wurde etwas ruhiger um den Sohn eines BBC-Redakteurs. Im Alter von immerhin schon 63 Jahren probierte er mit Sat.1 Anfang der 90er Jahre noch einmal eine Neuauflage von "Vorsicht Kamera" und 2007 hatte er einen Gastauftritt in der Kino-Krimiparodie "Neues vom Wixxer". Und doch war es immer wieder das Radio, dass ihn nicht losließ. Zuhörer und Sprecher sehen einander nicht, aber trotzdem sei der Kontakt dank der Stimme sehr eng, so seine Erklärung. Neben dem Spaßvogel vor der Kamera wird deshalb vor allem ein Bild in Erinnung bleiben: Ein Mann und sein Mikrofon.