N24-Geschäftsführer Stefan Aust steht in der Kritik wegen der Fernsehdokumentation "Unterwegs im Land des Feuers - Unbekanntes Aserbaidschan", die erstmals im vergangenen Jahr am Tag des ersten Halbfinales des Eurovision Song Contest in Baku ausgestrahlt wurde. Bei NDR Info sowie im Medienmagazin "Zapp" werfen ihm Aserbaidschan-Experten eine einseitige Darstellung des Landes vor - und zwar im Sinne des autoritären Alijew-Regimes. In dem von Austs Firma Agenda Media produzierten Film kommen neben dem aserbaidschanischen Außenminister sieben Vertreter des staatlichen Ölunternehmens zu Wort, die sich nach Angaben des NDR zu politischen, historischen und wirtschaftlichen Fragen äußern. Aussagen von Regimekritikern und Oppositionellen seien dagegen nicht darin zu finden.
"Dieselbe Kritik könnte der NDR übrigens an seine eigene Berichterstattung über den Song Contest in Baku anlegen, dort ist auch nicht in jeder Übertragung auf Menschenrechtsverletzungen hingewiesen worden", konterte Aust nun gegenüber "Meedia". Es könne nicht in jedem Film über alles berichtet werden, so Aust. Es gebe auch Filme über den Baikal See, die nicht auf Menschenrechtsverletzungen in Russland eingingen und Filme über die USA, die nicht die Folter von Gefangenen in Guantanamo thematisieren würden. Pikant ist allerdings, dass aus Bildmaterial der N24-Dokumentation ein fünfminütiger Imagefilm über Aserbaidschan produziert wurde, der bei einer Veranstaltung des staatlichen Ölkonzerns Socar während des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos gezeigt worden sei, bei der Aust offenbar höchstpersönlich anwesend war.
Noch dazu zeigt das aserbaidschanische Außenministerium auf seinem YouTube-Kanal ein 15-minütiges Interview von Aust mit dem aserbaidschanischen Außenminister Elmar Mammadyarov. Agenda Media und N24 sehen in der Dokumentation dennoch kein Problem. Der Film beschäftige sich "vor allem mit der Geschichte und der Kultur des Landes", während "Kritik am Vorgehen der Regierung" von den aktuellen Nachrichtensendungen auf N24 abgedeckt werde, heißt es in einer Stellungnahme. Auftraggeber der TV-Dokumentation sei N24 gewesen. Es habe keine "Zuschüsse von dritter Seite" gegeben, wurde auf NDR-Anfrage betont. Der staatliche Ölkonzern Socar habe lediglich "logistische Unterstützung" geleistet und Archivmaterial zur Verfügung gestellt.
Socar habe nach der Ausstrahlung Rohmaterial von Agenda Media gekauft, das der Konzern "für eigene Zwecke" habe verwenden wollen. Dagegen scheinen Aust und N24 offenbar keine Einwände gehabt zu haben. Kritik kommt nun unter anderem vom SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer, der bis Januar Sonderberichterstatter des Europarates für die Lage der politischen Gefangenen in Aserbaidschan war. Strässer zeigte sich im NDR "entsetzt". "Eine derartige Werbung ist aus meiner Sicht schon fast unsittlich", sagte er. Der Film habe mit "objektivem Journalismus nichts mehr zu tun". Der im Berliner Exil lebende aserbaidschanische Oppositionelle Emin Milli nannte den N24-Film gar "ein Stück Propaganda", das wirke, als sei es "von der Regierung in Baku bezahlt". Und so bleibt also in jedem Fall ein fader Beigeschmack.