Es mangelt nicht an Interviews mit Harald Schmidt, doch die meisten lassen nur wenig von dem erkennen, was Harald Schmidt wirklich denkt. Zu routiniert händelt Schmidt insbesondere die zu Promo-Zwecken geführten Interviews. Ganz anders ist da das  angenehm ernste Interview, das Hilmar Klute für die "Süddeutsche Zeitung" (Samstagsausgabe) geführt hat. Noch immer muss man jedes Bekenntnis Schmidts mit Vorsicht genießen und doch fallen gleich mehrfach durchaus denkwürdige Aussagen.



Auf die sehr überschaubaren Zuschauerzahlen seiner Sendung bei Sky angesprochen, erklärt Harald Schmidt etwa: "Die Leute sprechen mich nicht wegen etwas Aktuellem an, sondern wegen Schmidteinander. Ich fahre auf einer Rolltreppe, fragt einer: 'Kann ich ein Autogramm haben? War 'ne geile Nummer, wie Sie damals den Feuerstein als Bettvorleger gezogen haben. Da durfte ich aufbleiben.' Die haben eine einzige Nummer von mir gesehen, die wirkt bis heute nach, auch für Sky. Das ist wie 'Palim Palim' von Hallervorden. Der kann als Rentner Marathon-Filme drehen, wie er will. Man denkt nur Palilm Palim. Das ist die eigentliche Leistung."

Beim Bezahlsender fühlt sich Schmidt wohl. "Sky ist für mich wirklich perfekt, die Zusammenarbeit ist super, wir haben alle redaktionellen Freiheiten und liefern ein Premiumprodukt. Ich kann meinen Betrieb weiterlaufen lassen." Doch angesichts des sehr überschaubaren Erfolges steht immer wieder die Frage im Raum, wie lange Sky sich den Luxus leistet. Kürzlich wurde bekannt: Bis März 2014 läuft die "Harald Schmidt Show" in jedem Fall. Und danach? Ist ein Ende in Sicht? "Von mir aus gar nicht. Ich geh' da jeden Tag hin, da ist für mich ein großer Stabilitätsfaktor (…) Ich bin ja seit 1998 im selben Studio. Mit demselben Team, nur der Sender wechselt halt. Wenn der Sender mich nicht rausschmeißt …"

Auf den gelungenen Einwurf von Hilmar Klute, dass Leute, die kurz vor dem Abgang stehen, gerne sagen würden, sie dächten nicht daran aufzuhören, kontert Schmidt: "Ich hab' ja schon mal aufgehört, das war vor zehn Jahren. Es war eine große Erschöpfung, ich dachte: Jetzt ist echt Schluss. Ich war froh, dass ich noch einmal den Zug erwischt habe. Ich bin ein großer Freund von dieser Routine, also dieses Broadway-Denkens: 17000-mal 'Cats'. In gar keinem Fall bastle ich an neuen Ideen. Das ist ja immer das erste Zeichen für einen Einbruch. Oder 'ne Medienagentur mit verrückten jungen Leuten in Berlin gründen."

Der belesene Harald Schmidt hat inzwischen auch die neue Qualität von Fernsehserien für sich entdeckt. Nur mit dem Binge Watching hat er so seine Probleme: "Wenn man zu den Erfolgreichen im Land gehören will, muss man die an einem Wochenende hintereinander weg gucken. Man sagt: Ich setz mich doch nicht mehr jede Woche hin und warte, ich guck' das hintereinander weg, und dann je nach Veranlagung: Das ist der neue Balzac. Ich lese gar keine Romane mehr", erzählt Schmidt im "SZ"-Interview und ergänzt: "Ich bin Sonntagnachmittag durch Zufall reingeraten: 'House of Cards' - alle Folgen hintereinander weg, das war schon toll, sprengt dann aber mal eben das Familienleben, weil man nicht mit rausgeht in den Herbstwald, sondern sagt: Ich guck' jetzt."

Dem Gedruckten bleibt Schmidt aber trotzdem jeden Tag treu. Stichwort Tageszeitung. "Heikles Thema. Ich lese noch, bin aber in meinem Umfeld der Einzige. Ich glaube das regelt der Markt. Ich kaufe mir jeden Tag die Zeitung am Kiosk. Es ist für mich wie eine Auszeichnung für eine Zeitung. So wie ich ins Kino gehe, gehe ich dahin und kaufe die Zeitung. Ich hab' auch meinen Spaß: Wer schreibt wieder worüber, weil ich auch die Autoren kenne und weiß wofür die stehen."