Marcel Reich-Ranicki, der bekannteste und wohl über lange Zeit auch einflussreichste Literaturkritiker, ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Reich-Ranicki hatte im Frühjahr bestätigt, dass er an Krebs erkrankt war. Schon Ende der 50er Jahre arbeitete er als Literaturkritiker für die "FAZ", in den 60ern kritisierte er Literatur für die "Zeit", 1973 übernahm er die Leitung der Literatur-Redaktion der "FAZ". Auch wenn er damit in Fachkreisen schon längst als "Literaturpapst" war: Das Fernsehen verschaffte ihm seine immense Popularität.
Das "Literarische Quartett", das er von 1988 bis 2001 leitete und prägte, sorgte dafür, dass fast jeder Deutsche - ob nun literaturbegeistert oder nicht - etwas mit seinem Namen anzufangen wusste, ja ihn bereits durch wenige von ihm in seiner markanten Sprechweise vorgetragene Worte erkannte. Auch nach dem Ende des "Literarischen Quartetts" war Marcel Reich-Ranicki als wortgewaltiger Kritiker immer wieder präsent, auch in seiner eigenen Sendung "Reich-Ranicki Solo". Die Memoiren des Holocaust-Überlebenden unter dem Titel "Mein Leben" wurden zum Bestseller und wenig später auch verfilmt.
"Über ein Jahrzehnt war 'Das Literarische Quartett' Pflichttermin für Literaturbegeisterte. Reich-Ranicki gelang, was nur selten gelingt, die Literatur mit dem Publikum zu vereinen. Das Fernsehen und die Literatur haben ihm viel zu verdanken", so der Vorsitzende der Stifter und Intendant des ZDF Markus Schächter." Mit diesen Worten begründete der damalige ZDF-Intendant Markus Schächter Marcel Reich-Ranicki, warum die Stifter des Deutschen Fernsehpreises Reich-Ranicki 2008 mit dem Ehrenpreis auszeichnen wollten. Reich-Ranicki sorgte damals für einen Eklat, als er den Preis während der Verleihung ablehnte.