GIGA vor Aus? NBC Universal will NBC Europe besser nutzen
Wenn am Dienstag die Nachmittagssendung bei NBC Europe einen neuen Namen und eine neue Aufmachung erhält, dann wird gefeiert. Zumindest für die Zuschauer von „GIGA Green“ ehemals „NBC GIGA“. Vielleicht allerdings auch hinter den Kulissen, denn nur wenige Mitarbeiter der GIGA-Formate haben von den Planungen des Mutterkonzerns bislang etwas mitbekommen.
Dabei sitzt die Entscheidungsgewalt über das Schicksal der interaktiven Sendungen schon lange nicht mehr in Düsseldorf: In München lenkt Wolfram Winter als Chef der Universal Studios Networks Deutschland die kleine deutsche Sendergruppe 13th Street, SciFi und NBC Europe und aus Amerika meldet sich NBC Universal-Auslandschef Brandon Burgess (Foto) zu Wort– wie auch in dieser Woche.
"Aus dieser Reichweite kann man mehr als früher machen," spricht Burgess und meint: Dank der fast bundesweiten Empfangbarkeit des Programms via Kabel, könne man die Sendefrequenz besser für etwas anderes nutzen. "Vielleicht etwas ganz Neues", so Burgess im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". "Wir denken derzeit über vieles nach."
Für GIGA-Formate im Free-TV kann sich der NBC Universal-Auslandschef, wie auch schon am Rande des medienforum.nrw in Köln im Juni letzten Jahres, kaum erwärmen. Sein Statement diesmal im Gespräch mit der "SZ": "Ob da weiter ein Spezialkanal für Computerspielfreunde laufen soll, weiß ich nicht unbedingt. Vielleicht wäre ein solches Angebot im digitalen Pay-TV aber viel besser aufgehoben."
Im Juni letzten Jahres brachte er in Köln erstmals die Idee eines PayTV-Senders mit der Marke GIGA ins Gespräch. NBC Europe, der Sender, den man noch Ende der Neunziger Jahre beim US-Mutterkonzern gar nicht mehr haben wollte, solle dagegen "neu formatiert" werden, so Burgess, der übrigens in Deutschland aufgewachsen ist, damals.
Zurück in die Gegenwart: Überraschend kommt das Interview mit Burgess in der „Süddeutschen Zeitung“ nicht. Es tut sich viel hinter den Kulissen in diesen Tagen. Kurz vor der Veröffentlichung des Interviews wurden so nach DWDL-Informationen geplante Investionen bei GIGA-Formaten gestrichen. Ein Studio-Ausbau für die Berliner Sendung „GIGA Real“ ist eines der Vorhaben, welches jetzt nicht mehr umgesetzt wird.
In der GIGA-Zentrale im Düsseldorfer Medienhafen beginnt das Bangen um die Arbeitsplätze. Ranghohe Mitarbeiter der DFA (Deutsche Fernsehnachrichten Agentur), ehemals einzige Mutter der GIGA-Formate, bringen es fast in Kriegssprache auf den Punkt: „Die Amis sind da.“ Derzeit würden Köpfe gezählt und Personal verschoben. Und dies ist nötig: Momentan gilt faktisch ein Einstellungsstopp, erfuhr DWDL.
Eigentlich wollte sich der Producer der Nachmittagssendung, Remco Meyer, am Freitagabend den Fragen der GIGA-Zuschauer stellen. „VOLL GEIL! Der GIGA-Boss im Interview!“: So wurde es im GIGA-Sprachgebrauch auf der Website angekündigt. Um 15 Uhr wollte Meyer sich den Fragen auch noch stellen, selbst um 19 Uhr wollte er noch. Fünf Minuten später allerdings ließ er sich entschuldigen – Zahnschmerzen.
Kopfschmerzen hingegen dürften mehrere Mitarbeiter bekommen, wenn NBC Universal durchgreift. Ob dies noch 2005 geschehen wird, hängt von der Ernsthaftigkeit ab, mit der der amerikanische Muttersender seinen deutschen Ableger neu positionieren will. Bislang wurde viel geredet, nichts umgesetzt. Diesmal hat Burgess es aber offenbar eilig: „Wir können 2005 in Deutschland operativ stark aus uns heraus wachsen.“ Wohl ohne GIGA im FreeTV.