Nach reibungsloser Zusammenarbeit im Dienst an der jungen Zielgruppe sah es bislang nicht aus. Beim Blick auf das politisch erwünschte Vorhaben eines öffentlich-rechtlichen Jugendkanals äußerten ARD und ZDF stets höchst unterschiedliche Vorstellungen. So gingen manche ARD-Verantwortliche schon optimistisch von einem möglichen Sendestart in diesem Herbst aus, während ZDF-Intendant Thomas Bellut die Euphorie bremste und noch im Frühjahr einen Start "nicht vor Jahresbeginn 2017" als realistisch bezeichnete.

Offenbar sind die beiden öffentlich-rechtlichen Systeme nun einen Schritt weiter. Im Interview mit DWDL.de sagt Lutz Marmor, NDR-Intendant und ARD-Vorsitzender: "Den Verlauf unserer Gespräche mit den ZDF-Kollegen würde ich jedenfalls als positiv und konstruktiv bezeichnen. Inzwischen ist klar, dass beide Seiten den gemeinsamen Jugendkanal wollen und dass wir uns in wesentlichen Punkten einander angenähert haben."



Angesprochen auf die weit auseinander klaffenden zeitlichen Vorstellungen von ARD und ZDF, die bisher öffentlich diskutiert wurden, stellt Marmor klar: "Beide Extrempositionen können Sie getrost als abgehakt betrachten. Da wir über ein konsequent trimediales Angebot reden, geht es nicht von heute auf morgen. Wir sind uns aber einig darin, dass wir keine Zeit vertrödeln und auch keine unnötigen Extra-Strukturen aufbauen wollen. Wenn das ZDF sagt, dass die ARD aufgrund ihrer starken Jugendradios einen größeren Zulieferungsanteil übernehmen sollte, dann kann ich das gut verstehen. Wir sind auf Arbeitsebene mit vielen jungen, engagierten Programmmachern aus unseren Häusern dabei, Ideen für ein mögliches Konzept zu entwickeln. Ich halte es für realistisch, dass wir im Herbst zu einem Ergebnis kommen könnten. Auf dieser Basis würden die Länder uns in der ersten Jahreshälfte 2014 beauftragen und der Jugendkanal könnte dann Anfang 2015 starten."

Der Kompromiss, den Marmor damit andeutet, scheint auch politisch gewollt zu sein. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die von ihrem Vorgänger Kurt Beck auch den Nebenjob als Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder übernommen hat, will der ARD nach einem Bericht der "Funkkorrespondenz" die Federführung beim Jugendkanal übertragen. Sowohl bei der Programmzulieferung als auch bei der Finanzierung soll die ARD demnach jeweils zwei Drittel übernehmen. Auf das ZDF entfiele dann jeweils das übrige Drittel, wenn es nach Dreyer geht.

Das ganze Interview mit Lutz Marmor lesen Sie am Montag bei DWDL.de. Darin spricht der NDR-Intendant und ARD-Vorsitzende auch über die Ermittlungen gegen seinen Fernsehdirektor Frank Beckmann, die Millionenverluste bei Studio Hamburg, neue Transparenz-Bestrebungen und sein Rezept zur Verbesserung des ARD-Vorabends.