Es war ein "Pressetermin mit Beipackzettel", wie eine Sprecherin von ZDFneo es selbst formulierte. Es gab einige Spielregeln zu beobachten. In Berlin hatte der junge Spartensender der Mainzer Journalisten zum Speed-Dating mit seinen Protagonisten eingeladen, um auf diesem Wege sein Programm für die zweite Jahreshälfte zu präsentieren. Der erste Eindruck sollte sein: Schaut her wie viel wir haben. Zuletzt war ZDFneo schließlich scharf kritisiert worden für den geringen Anteil neuer Eigenproduktionen. Dem wirkte Senderchefin Simone Emmelius mit einem Hinweis auf den gerade einmal vierten Geburtstag des Senders im kommenden November entgegen: 70 Programmentwicklungen habe man seit dem Start des Senders bereits umgesetzt.

Das sei eine ganze Menge - erst recht mit Blick auf die Größe des Senders. Die liegt weit hinter anfänglich sehr euphorisch-fantastischen Erwartungen, doch immerhin ist die Reichweiten-Entwicklung positiv. Die Latte von 1,0 Prozent Marktanteil in diesem Frühjahr übersprungen zu haben, freut Emmelius sehr. Sie strahlt viel an diesem Freitagvormittag. Anders als vor einem Jahr, als man zum Pressegespräch nach Hamburg eingeladen hatte, war sie diesmal nicht allein: Gut ein dutzend Protagonisten der eigenproduzierten Formate waren vor Ort. Statt anzukündigen, kann sie diesmal zeigen, wie sie sich das Programm von ZDFneo vorstellt. Dazu gehören ein neues TV-Lab Ende August mit sieben neuen Formaten - eins davon sogar von einem Zuschauer vorgeschlagen. Moderiert wird es von Sarah Kuttner, die als einzige Protagonistin an diesem Freitagvormittag verhindert ist.

Doch sonst sind alle gekommen. Und es sind nicht wenige. Bei einer so großen Familie kann man schon mal durcheinander kommen. Da machte Senderchefin Emmelius Late-Night-Comedian Philip Simon kurzerhand zu Simon Philip. Es war ihr sichtlich peinlich, aber sie konnte darüber lachen. Philip Simon auch. Genauso wie Jan Böhmermann als Emmelius die Optik seiner neuen Sendung mit "echtem Retro-Future-Look" umschreibt. Später im Speed-Dating mit den anwesenden Journalisten erzählt Böhmermann im Gespräch mit DWDL.de mehr zum "The next big Digitalsparten-Ding", das ab Herbst auf noch nicht geklärtem Sendeplatz auf Sendung gehen soll. Es sei eine "zeitgemäße Neuinterpretation des unvergessenen ZDF-Magazins mit Gerhard Löwenthal", sagt Böhmermann über das "Neo Magazin". "Eine wochenaktuelle Spätabend-Sendung."

Produziert wird es vom gleichen Team wie "Roche & Böhmermann". Die Sendung fand er ja gut, sagt Böhmermann, grinst und schiebt hinterher: "Zumindest die eine Hälfte." Von ZDFkultur zu ZDFneo. Das sei der Sprung von Nische zu Mainstream. "Ob der mich will?" fragt sich sicher nicht nur Böhmermann selbst, bevor die fünf Minuten schon wieder rum sind. Die Journalisten rutschen alle einen weiter: Neben Böhmermann sitzt Manuel Möglich. "Wild Germany" ist Geschichte, aber er ist weiter unterwegs und liefert mit "Heimwärts mit…" ein aufregenderweise völlig unaufgeregte Interview-Reihe, die Prominente an den Ort ihrer Kindheit führt. Entstanden sind so ehrliche, echte Portraits abseits von Fließband-Interviews. "Das ist das genaue Gegenteil von diesem Speed-Dating hier", sagt Möglich. Prominente wie Jürgen Drews hätten bei den Dreharbeiten schnell gemerkt, dass man hier niemanden spielen kann. Sechs Folgen sind ab 5. September donnerstags um 22.15 Uhr zu sehen. Produziert übrigens auch von der Bildundtonfabrik.