Journalistische Qualität ist für Manfred Braun offenbar nur zweitrangig. "Das Marktpotenzial der Regionalzeitungen liegt darin, ihre Stärke des Vor-Ort-Seins voll auszuspielen", sagte der Geschäftsführer der Funke Mediengruppe, die bislang WAZ-Mediengruppe hieß, in einem Interview mit der Fachzeitschrift "MedienWirtschaft". "Das von allen Journalisten gelebte Denken in Geschichten wird von den Lesern nicht in der Wertigkeit wahrgenommen." Er stützt sich dabei auf Marktforschungsergebnisse der so genannten Lokaloffensive.
Demnach seien eine lebendige und lesernahe Lokalität sowie die Berechenbarkeit der Inhalte-Platzierung für die Leser sehr wichtig. Eine gute Geschichte an der falschen Stelle könne schlimmstenfalls sogar gegen die Zeitung wirken. Die Leser nähmen auch die politische Orientierung einer Zeitung "nicht so deutlich und schon gar nicht als Qualitätsmerkmal wahr", ist sich Braun sicher, der zugleich recht deutliche Worte findet: Leider produzierten viele Zeitungsredakteure "immer noch Zeitungen für sich und die Journalistenkollegen, vergessen dabei aber vollkommen den Leser".
Die Funke Mediengruppe hatte zuletzt vor allem mit Entlassungen für Schlagzeilen gesorgt. So musste zu Jahresbeginn die komplette Redaktion der "Westfälischen Rundschau" gehen, zudem wurde gerade erst die Streichung von weiteren 200 Stellen bekannt. Gegenüber "MedienWirtschaft" verteidigte Braun jedoch diesen Schritt. "Worum es uns geht, ist, das journalistische Angebot überhaupt am Leben zu halten." Zugleich betonte er die Notwendigkeit, sich wirtschaftliche Freiräume zu schaffen: "Wenn ich kein Geld verdiene, kann ich auch nicht über Investitionen und Weiterentwicklungen nachdenken."