Die Abo-Kurve zeigt nach oben, Unitymedia Kabel BW-Chef Lutz Schüler gibt sich zufrieden. "Im Himmel ist Jahrmarkt", gab er sich am gestrigen Dienstag auf dem Bewegtbildkongress TVKomm in Karlsruhe optimistisch. Die Digitalisierung schreitet voran und nach und nach etablieren sich Geschäftsmodelle für die verschiedensten inhaltlichen Spielformen. Doch egal wo hin die Reise geht: Ohne Übertragungsressourcen geht es nicht.

Während des Eröffnungsgipfels der Tagung mahnte Schüler an, dass die Player der Branche zusammenrücken sollten, um sich gegen neue Wettbewerber zu wappnen, die Inhalte und Technik miteinander verbinden können. Sein Blick richtet sich dabei in Richtung der Web-Riesen Apple und Google. Als ehemaliger Mobilfunker – Schüler kam vor rund zwei Jahren von Telefónica O2 zu Unitymedia – habe er erlebt, was passieren kann, wenn Hersteller und Distributoren anstatt sich zu einigen, das Feld anderen überlassen. Sein Unternehmen versteht Lutz Schüler dabei als Partner der Sender. "Wir sind sowas wie der digitale Media Markt", sagte er.

Im Fernsehgeschäft knirscht es. Derzeit streiten sich Kabel Deutschland und Unitymedia Kabel BW mit den öffentlich-rechtlichen Sendern um Einspeiseentgelte. "Wir können von unserer Grundposition nicht abrücken, aber wir haben viele Möglichkeiten drumherum", betonte Schüler in Karlsruhe. Für das "Drumherum" verwies er unter anderem auf die neue Multimedia-Plattform Horizon, die Unitymedia Kabel BW-Mutterkonzern Liberty Media bereits in mehreren Ländern in den Markt gebracht hat.

In Deutschland lässt das neue Angebot mit neuer Box noch auf sich warten. "Wir sind im Sommer soweit", kündigte Schüler an. Damit verzögert sich der Start weiter. Im vergangenen Jahr stellte Unitymedia noch einen Start im Lauf des ersten Quartals 2013 in Aussicht. Schon 2010 hatte es erste Bilder der Box gegeben, im Frühjahr 2011 ließ man verlaute, sie werde "in Kürze" in mehreren europäischen Ländern starten. In Holland ist Horizon inzwischen tatsächlich gestartet, in Deutschland müssen sich Unitymedia-Kunden weiter gedulden.

Zu welchem Preis Horizon in Deutschland an den Start geht, ließ er vorerst offen. In der Schweiz ist Horizon gegen einen monatlichen Aufpreis von 10 Franken (ca. 8,20 Euro) zu haben. Den Mehrpreis erklärt Schüler unter anderem mit einer höheren Bandbreite von mindesten 50 mbit/s, die für die Nutzung der neuen Dienste erforderlich sei. "Die Zahlungsbereitschaft für diese Dinge ist wirklich da", sagt er. Den verpäteten Start in Deutschland erklärte er mit der Zusammenführung der Systeme von Unitymedia und Kabel BW, die vor dem Start des neuen Produkts abgeschlossen sein soll.