Aufregung in der Redaktion der "Augsburger Allgemeinen": Weil sich ein CSU-Politiker durch den Kommentar eines Nutzers im Online-Forum der Zeitung beleidigt sah, forderte dieser die Nennung des Klarnamens - und stieß damit zunächst auf Granit. Man nehme die Meinungsfreiheit und insbesondere den Schutz der Daten der Nutzer sehr ernst, hieß es zur Begründung aus der Redaktion, die den Beitrag daraufhin löschte. Am Montag erwirkte die Polizei nun jedoch einen Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss des Augsburger Amtsgerichts. Daraufhin musste die Redaktion die Daten des Nutzers herausrücken.

Nach einem Bericht über Straßenprostitution in der Stadt hatten die Leser intensiv über das Thema diskutiert. Der Leser, gegen den der Augsburger Ordnungsreferent daraufhin vorging, hatte den Politiker scharf attackiert. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Politiker nach Angaben der "Augsburger Allgemeinen" über seinen Anwalt versucht, die persönlichen Daten eines Forennutzers zu erhalten. Damals verweigerte die Redaktion die Herausgabe des Klarnamens allerdings noch mit Erfolg. Diesmal gelang das nicht. Stattdessen hagelte es vor allem im Netz Kritik an dem Vorgehen.

So warf die Piratenpartei dem Augsburger Politiker vor, Polizei und Amtsgericht zu missbrauchen, "um Kritiker mundtot zu machen und die Presse einzuschüchtern". Der Politiker stellte indes in einer Mitteilung an die Redaktion fest, dass nicht er, sondern ein unabhängiges Gericht die Beschlagnahme von Userdaten angeordnet habe. "Dem lag eine Beleidigung meiner Person durch einen Nutzer im AZ-Forum zugrunde, welcher mich der Rechtsbeugung bezichtigte. Das ist und bleibt ehrverletzend". Inzwischen kündigte er an, den Strafantrat zurückziehen zu wollen, sofern sich der Nutzer bei ihm entschuldige.

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