Thomas Bellut hat vor dem Fernsehrat in Mainz die Position des ZDF zu einem öffentlich-rechtlichen Jugendkanal erläutert. "Wenn ein spezielles Angebot für junge Menschen einen messbaren und nachhaltigen Effekt haben soll, dann muss dafür erst einmal ein gut durchdachtes Konzept erarbeitet werden. Außerdem muss ein neues Angebot dieser Dimension von den Bundesländern gesetzlich beauftragt und von der KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) mit seinem Personal- und Finanzbedarf anerkannt sein", so der ZDF-Intendant.

Bellut: "Ich kann den verbreiteten Wunsch nach einem von ARD und ZDF gemeinsam betriebenen Jugendsender nachvollziehen und in der Sache spricht viel dafür, diese Herausforderung anzugehen." Ein solches Projekt sinnvoll und erfolgreich umzusetzen sei aber, so sein Hinweis, viel schwieriger und die Konsequenzen weitreichender als die ARD dies offenkundig glaubt und in der letzten Woche verkündet hat. Und es folgen weitere Aussagen, die die Euphorie der ARD dämpfen dürften. Bellut: "Es reicht bei weitem nicht, bestehende Einzelangebote zusammenzulegen. Jugendliche sind das am schwersten erreichbare Publikum, weil diese Altersgruppe in sich sehr heterogen ist und Medien sehr differenziert nutzt."

Der ZDF-Intendant fügte hinzu, er werde nicht leichtfertig ein Programm anstoßen, das den eingeschlagenen Konsolidierungskurs des ZDF in Frage stellt. Die Argumentation passt zu der Ankündigung des ZDF bis zu 400 Stellen - so genannte Vollzeitäquivalente - abbauen. Hintergrund ist die Vorgabe der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), wonach das ZDF bis Ende 2016 im Personalbereich 75 Millionen Euro einsparen muss. "Das ist ein harter Prozess, aber wir werden das schaffen", so Bellut. Der vor einem Jahr verfügte Stellenstopp und ein Frühverrentungsmodell zeigten bereits Wirkung.

"Zum 1. April 2013 werde ich den bestehenden Einstellungsstopp schrittweise aufheben", kündigte der ZDF-Intendant an. "Wir müssen den Krisenmodus, in dem wir uns seit einem Jahr bewegen, wieder verlassen." Wie Bellut weiter erläuterte, arbeitet das ZDF an schlankeren Strukturen. Künftig solle die Programmherstellung nach Genres und dem Plattformprinzip erfolgen. Dies bedeute, dass Redaktionen ihr Programm künftig sendeplatz- und kanalübergreifend sowie crossmedial produzierten. Ein Beispiel dafür ist die Bündelung der Kulturberichterstattung von ZDF, 3sat und ZDFkultur in Berlin.

Im Haushaltsplan für 2013 rechnet der Sender mit rückläufigen Einnahmen in Höhe von 2,01 Milliarden Euro. Ursache hierfür sind nach ZDF-Angaben geringere Umsätze bei der Werbung wegen der fehlenden Sportgroßereignisse und die neue gesetzliche Beschränkung für das Sponsoring. Für 2013 wird ein negatives Betriebsergebnis von 9,3 Millionen erwartet, das gemäß einer Einsparauflage des Verwaltungsrates ausgeglichen werden soll. Im Investitionshaushalt wird mit einem planerischen Defizit in Höhe von 14,2 Millionen Euro gerechnet, das aus der Rücklage gedeckt werden kann. Bei Einnahmen von 2,01 Milliarden ein Minus zu erwirtschaften ist nicht frei von tragischer Komik - aber dürfte intern helfen den nötigen Sparkurs auch konsequent umzusetzen.