Polit-Theater vom Feinsten: Raab hat für die Premiere des Polittalk "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" am Sonntag einen Gast weniger als geplant. Bundesumweltminister Peter Altmaier hat seine Zusage offenbar verärgert wieder zurückgezogen. Am Mittwoch hatte sich kurz nach Bekanntgabe der Gästeliste der Büroleiter von Grünen-Politiker Volker Beck zu Wort gemeldet und via Twitter beklagt, dass Beck auf Druck von Altmaier ausgeladen worden sei. Dies habe eine Assistentin Raabs gegenüber einem Mitarbeiter Becks als Grund für die Ausladung genannt.
Altmaier hatte schon wenig später ebenfalls via Twitter dementiert. "Die Behauptung ist schlicht falsch. Ich bin mit Volker Beck befreundet, war mit ihm in vielen Talkshows und werde das gerne auch wieder tun", so Altmaier. ProSieben versicherte, welche Gäste eingeladen werden, sei allein eine Entscheidung der Redaktion. Doch der Schaden war längst angerichtet.
Nun hat Altmaier seine Zusage für die Sendung wieder zurückgezogen. "Handelsblatt.com" zititert aus der Absage-Mail des Altmaier-Sprechers Geißler: "Nach den unzutreffenden Darstellungen der letzten Tage, wonach Herr Altmaier angeblich auf der Ausladung eines der Teilnehmer bestanden hätte, sehen wir zu unserem Bedauern keine Basis mehr für eine Teilnahme an dieser Sendung am kommenden Sonntag." Gegenüber "Spiegel Online" bezeichnete Geißler es als "absurd" und "unglaublich", dass behauptet worden sei, Altmaier habe für die Ausladung gesorgt.
Gegenüber "Spiegel Online" begründet er die Absage unterdessen auch damit, dass es Änderungen in der Planung der Sendung gegeben habe. So sei in der ursprünglichen Einladung zur Sendung von Hannelore Kraft oder Andrea Nahles als Gast gesprochen worden. Als man von deren Absagen erfahren habe, habe man darum gebeten, beim Thema Energiewende mit einem "gleichwertigen Gegner" diskutieren zu können. Dies habe die Redaktion womöglich zum Anlass genommen, Beck auszuladen - was Altmaier aber nicht beabsichtigt habe.
Für Brainpool dürfte die ganze Angelegenheit lehrreich sein: Die Besetzung einer Polittalkshow ist eben auch schon selbst ein Politikum. Nun steht Raab jedenfalls ohne Peter Altmaier da und auch ohne Volker Beck. Der schloss bereits aus, nun ersatzweise an der Sendung teilzunehmen. "Das werde ich gewiß nicht tun", twitterte er am Donnerstagnachmittag. Und weiter: "Ich glaube eigentlich, dass Raab so etwas kann. Aber die Redaktion scheint überfordert."
Immerhin: Auf FDP-Mann Wolfgang Kubicki muss Raab nicht verzichten. Der stellte gegenüber den "Kieler Nachrichten" klar: "Wenn ich irgendwo eingeladen werde, dann halte ich das auch ein." Raab demonstriert trotz des Wirbels öffentlich Gelassenheit. Via Pressemitteilung verbreitet ProSieben folgendes Raab-Statement: "Die Qualität unserer Sendung hängt nicht vom Erscheinen einer einzelnen Person ab. Wir freuen uns auf eine muntere Diskussion am Sonntagabend."