Was bei Pixar oder Marvel schon funktioniert hat, werde wohl auch bei Lucas Film funktionieren. So analysierten erste Beobachter die Übernahme des "Star Wars"-Produzenten durch den Familien-Unterhaltungskonzern Disney. Fraglich jedoch dem so ist. DWDL.de gehörte zu vier deutschen Journalisten, die im Mai auf der Big Rock Ranch im Lucas Valley - völlig abgeschieden vom eine knappe Autostunde entfernten San Francisco - einen Einblick in die Arbeit von Lucas Film bekamen - und George Lucas trafen. Wie anders er und seine Kreativen dort in der Abgeschiedenheit teilweise künstlich angelegter Idylle vor sich hin werkeln, wurde erst bei einem weiteren Besuch in der Disney-Zentrale in Burbank wenige Tage später deutlich.

Corporate America vs. Aussteiger: George Lucas erschuf sich seine eigene Welt ganz bewusst weit abseits von Hollywood und war nie länger dort als nötig. Auch Pixar sitzt in der Nähe von San Francisco, also abseits von Hollywood, doch ein Besuch dort offenbarte: Hier war schon ein wenig mehr der Geist von Corporate America zuhause. Die Übernahme hier war zwar auch ein Aufeinandertreffen von verschiedenen Arbeitskulturen, doch kein so großer Unterschied wie jetzt zwischen Lucas Film und Disney. Die Atmosphäre bei Lucas Film - diese unbedingte Verehrung eines Mannes und Arbeit in Abgeschiedenheit - sie hat fast etwas religiöses. Hier glaubt man an das, was man tut: Selten passte dieser Satz besser.

Die Kreativität vom Big Business zu trennen - das wurde auch innerhalb von Lucas Film verwirklicht. Während Firmensitz, Verwaltung und Vermarktung in San Francisco selbst sitzen, sollen die Kreativen im Lucas Valley in (fast bedrückender) Idylle ungestört arbeiten. In diese Idylle stößt jetzt Disney vor. Im Bereich Feature Film stand man bislang nicht unbedingt im direkten Wettbewerb - aber im Bereich Animation. Hier produziert Lucas Film "Star Wars: The Clone Wars". Doch Dave Filoni, Supervising Director der Serie, gab sich im Mai typisch amerikanisch dipolomatisch bei Aussagen über die Konkurrenz. Kein schlechtes Wort über Disney - aber die deutliche Betonung, dass man hier eben anders arbeite.

Künftig wird man sich wohl aneinander annähern müssen. Der weltgrößte Unterhaltungskonzern übernimmt Lucas Film - und verspricht ganz nebenbei, die "Star Wars"-Geschichte mit einem siebten Teil im Jahr 2015 fortsetzen zu wollen. Und damit nicht genug: Auch die Episoden acht und neun sind bereits geplant. Disney-Chef Bob Iger kündigte an, alle zwei bis drei Jahre einen neuen Spielfilm herausbringen zu wollen. Der Deal hat es in jedem Fall in sich: Rund vier Milliarden Dollar, also umgerechnet etwa 3,1 Milliarden Euro, lässt sich Disney den Spaß kosten. Ob der Plan aufgeht, bleibt abzuwarten. Mit Blick auf die mehr als vier Milliarden Dollar, die die "Star Wars"-Filme in der Vergangenheit einspielten, ist der Kauf von Lucas Film aber eben auch äußerst lukrativ und vielversprechend.

In diesem Jahr wird erwartet, dass Lucas Film mehr als 600 Millionen Euro umsetzt, davon gut ein Viertel alleine durch Merchandising-Artikel. Das dürfte Disney nur allzu recht sein. Nach siebenjähriger "Star Wars"-Pause ist diesbezüglich zugleich noch reichlich Luft nach oben. Dass im Archiv von Lucas Film auch noch Marken wie "Indiana Jones" schlummern, dürfte zunächst allerdings nur eine Nebenrolle spielen. Disney setzt mit dem Kauf von Lucas Film alles auf die Marke "Star Wars". Und das dürfte auch im Sinne von George Lucas sein. Der sagte, dass es ihm wichtig gewesen sei, noch zu Lebzeiten für einen Übergang zu sorgen. Von der großen Bühne will Lucas sich allerdings noch nicht verabschieden: Als kreativer Berater möchte er Disney weiterhin zur Seite stehen. Möge die Macht mit ihm sein.

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