Groß war der Aufschrei des ZDF, als die Uefa im Sommer während eines Spiels der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Bilder von Joachim Löw in die Live-Übertragung schnitt, in denen der Bundestrainer einen Balljungen neckte - obwohl diese bereits vor dem Anpfiff entstanden waren. ZDF-Chefredakteur Peter Frey zeigte sich daraufhin aufgebracht und stichelte in Richtung Uefa: "Das entspricht nicht unseren journalistischen Standards." Dumm nur, dass es das ZDF damit nun offenkundig selbst nicht allzu genau genommen hat.
Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" nun meldet, hat das ZDF am Donnerstag im "heute-journal" mit Bilder manipuliert. In einem Beitrag über den ersten Schlagabtausch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) seien Szenen montiert worden, die gar nicht zu dieser Auseinandersetzung gehörten. "Wenn Steinbrück Attacke reitet, jubelt die Opposition", hieß es in dem Bericht - garniert mit Bildern von Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, der erst feixend die rechte Faust schwang und dann einen Knopf seines Hemdes öffnete. Laut "Focus" sind diese Bilder allerdings gar nicht im Zusammenhang mit Steinbrück entstanden.
Viel mehr reagierte Trittin auf die Rede von Rainer Brüderle (FDP), der Trittin zuvor attestiert hatte, dass er unter "feinen Zwirn" doch "immer noch das Mao-Jäckchen" trage. "heute-journal"-Redaktionsleiterin Anne Reidt entschuldigte sich gegenüber "Focus" für den Fehler. "Autor und Redaktion bedauern die ungenaue und deshalb fehlerhafte Bildauswahl", sagte sie . Inzwischen wurde der Beitrag aus der Mediathek entfernt. Es sei allerdings "unbestritten", so Reidt, "dass Jürgen Trittin und sein Sitznachbar Sigmar Gabriel (SPD) der Rede Steinbrücks begeistert und applaudierend folgten". ZDF-Intendant Thomas Bellut und Chefredakteur Frey, der sich nach dem "Balljungen-Gate" noch um "Ansehen und Glaubwürdigkeit" gesorgt hatte, wollten sich diesmal nicht äußern.