Nur 13 Monate stand Bettina Reitz an der Spitze der ARD-Tochter Degeto, ehe sie am heutigen Freitag ihren neuen Posten als Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks antrat. Doch die Zeit hätte kaum ereignisreicher verlaufen können: Es kam heraus, dass die Degeto zuvor weit mehr Aufträge vergeben hatte, als eigentlich Budget zur Verfügung stand, das ganze Unternehmen geriet in eine finanzielle Schieflage, in der Folge wurde kräftig umgebaut und umstrukturiert.

Nun zieht Reitz zufrieden Bilanz. "Nicht jede Baustelle ist beseitigt, aber die Degeto ist wieder in einem guten Zustand. Der Grundstein für einen kraftvollen Neubeginn ist gelegt. Der Markt muss im Schulterschluss mit der Degeto die schwierigen Jahre 2012 und 2013 gemeinsam durchstehen, dann kann für 2014 und darüber hinaus wieder konkret entwickelt werden", so Reitz in einem Interview mit "Blickpunkt Film".

Für die Vergabe von Produktionsaufträgen verspricht Reitz eine "ganz andere Transparenz". Während in der Vergangenheit die Entscheidungen über Zu- und Absagen für Projekte häufig nicht nachvollziehbar waren, sondern unmittelbar von der Geschäftsführung gesteuert wurden, sollen künftig Redaktionen stärker in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Das ganze werde auch strukturierter ablaufen: "Sprechen wir uns jetzt für ein Projekt aus, gibt es eine Ankaufsnotiz mit den wichtigsten Parametern wie Drehbuch, Sendeplatz, Etat; d.h., alle Voraussetzungen für eine Produktionsfreigabe werden zunächst zusammengetragen, ehe ein Projekt gegreenlighted wird. Das sind Selbstverständlichkeiten, die wir bei der Degeto jetzt auch umsetzen."

Änderungen gibt es auch in der Filmeinkaufspolitik. In der Vergangenheit habe man mit einem Primetime-Film häufig sehr viele weitere Produktionen für Spättermine mit eingekauft. Das hatte zur Folge, dass Sendeplätze nach Mitternacht mit teurer Ware bespielt wurden. Künftig sollen die Einkäufe in Abstimmung mit der Programmdirektion Das Erste und den Fernsehfilm- und Spielfilm-Koordinationen "sehr viel zielgenauer auf Programmplätze und Bedürfnisse hin erfolgen". Direkte Auswirkung: Weil derzeit die Programmplätze für den späten Abend oder für Arthouse-Kino belegt sind, sucht die Degeto derzeit gezielt nach Primetime-tauglichen Filmen mit FSK-12-Freigabe oder darunter.  Arthouse, FSK-16- oder FSK-18-Filme werde man hingegen sehr viel weniger einkaufen, bis der Filmvorrat abgebaut sei. "Das mag für die Verleiher nicht ganz einfach sein, weil die Degeto jetzt bei Kooperationszusagen oder Käufen sehr viel zurückhaltender ist als früher", so Reitz.