Das Rose d’Or Festival vergibt in zwölf Kategorien die Goldenen Rose für die besten und kreativsten TV-Programme aus der ganzen Welt. Über 400 Beiträge aus rund 40 Nationen wurden dieses Jahr eingereicht, um beim früher sehr prestigeträchtigen und zuletzt leider immer weiter geschrumpften Wettbewerb teilzunehmen. Unter neuem Management und mit neuer Kommunikaton soll das TV-Festival in der Schweiz wieder zu altem Glanz zurückkehren. Dazu soll auch Barbara Schöneberger beitragen, die am Donnerstagabend durch die Gala in Luzern führt, die den Abschluss des mehrtägigen Branchentreffs markiert.
Schon am Nachmittag jedoch teilte die Rose d'Or die ersten Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs mit. Die nominierten Programme waren im Februar dieses Jahres erstmals in Asien verkündet worden. Bei der Nominees Night am 28. Februar in Kuala Lumpur, waren zahlreiche Vertreter aus der TV- und Medienbranche vor Ort. Eine 50-köpfige internationale Jury hatte in zwölf Kategorien (Comedy, Sitcom, Gameshow, Multiplatform, Children, Youth, Live Event Show, Arts Documentary and Performing Arts, TV Movie, Factual Entertainment, Lifestyle und Series) drei Programme zu wählen, die als Nominierte in das Schlussrennen um die Goldenen Rosen gingen.
Eine 10-köpfige Final Jury wählte jetzt in Luzern die zwölf Kategorien-Sieger. Darunter sind mit dem Teamworx-Film "Homevideo" in der Kategorie TV Movie und dem Eurovision Song Contest 2011 von Brainpool und ARD in der Kategorie Live Event Show auch zwei Preisträger aus Deutschland. Nico Hofmann, Produzent und Vorsitzender der Geschäftsführung Teamworx freut sich über die Auszeichnung, die den Film zu einem der "meist prämierten Fernsehereignisse der letzten Monate" mache. Hofmann: "Ich freue mich, wie stark sich die Jury für die Relevanz des Films und die Radikalität seiner Machart entschieden hat. Für Teamworx ist diese Auszeichnung neben dem großen Quotenerfolg, den wir für unsere Arbeit über Scientology erzielen konnten, ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig Relevanz und Radikalität im Fernsehen sind."
NDR-Intendant Lutz Marmor: "Der ESC war in ganz Europa ein großes Fernsehereignis. Über die internationale Anerkennung durch die Goldene Rose freuen wir uns ganz besonders. Der anspruchsvolle Fernsehfilm 'Homevideo' hat mit dem Cybermobbing ein brisantes Thema für Jugendliche in aller Welt aufgegriffen und filmisch eindrucksvoll umgesetzt. Es ist eine große Anerkennung, dass die Jury diesen Film prämiert hat. Danke für die Blumen, Luzern!" ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber ergänzte: "Die Goldene Rose aus Luzern belegt ein Jahr nach dem ESC-Finale in Düsseldorf, dass dieses grandiose Event auch international begeistert hat. Sie ist eine Auszeichnung für alle Beteiligten vor und hinter der Kamera, einschließlich der Teams aus den 43 Teilnehmerländern. Ebenso herzlich danke ich allen, die den großen Erfolg von 'Homevideo' möglich gemacht haben."
Die weiteren Preise gingen, wie so oft, sehr zahlreich nach Großbritannien: "Black Mirror: The National Anthem" gewinnt als beste Comedy, "Friday Night Dinner" als beste Sitcom, "Horrible Histories" als bestes Kinderprogramm, "The Million Pound Drop" als beste Gameshow und "The Great British Bake Off" als bestes Lifestyle-Programm eine Rose d'or. Weitere Preise gingen nach Spanien ("Plan B" siegte als Multi-Platform-Programm), Südkorea ("Dream High" siegte in der Kategorie Jugendprogramm) und Norwegen ("The Sound of Ole Bull", Art Documentary) sowie Australien ("Go back to where you came from" in der Kategorie Factual Entertainment). Als beste TV-Serie wurde kurioserweise die Sony Pictures-Produktion "Pan Am" ausgezeichnet. Dem Serien-Projekt hilft es dennoch nicht: Beim US-Publikum fiel die Serie leider durch.
Am Abend dann wurden noch weitere Preise verliehen. Iris Berben nahm persönlich die Lifetime Rose entgegen, die Innovation Rose ging an Stefan Raab. Die Music Rose ging an das Schweizer Duo Yello, die Honorary Rose an das britische Automagazin "Top Gear". Und die Auszeichnung "Best of Rose", also die bester aller in diesem Jahr ausgezeichneten Sendung und damit den wichtigsten Preis, holte sich die australische Sendung "Go back to where You Came From". Die Sendung wurde von der Final-Jury zum Sieger erkoren, weil sie dem Publikum nicht nur großartige Unterhaltung bietet, sondern auch Relevanz habe. Die Geschichte von jungen Australiern mit rassistischen Ansichten, die den Weg von genau jenen Flüchtlingen nachvollziehen müssen, die sie eigentlich ablehnen, gehe unter die Haut. Das Programm sei kontrovers, provoziert und hinterfragt Einstellungen. "Go back to where You Came From" zeige aber eindrücklich, wie sich gute Fernsehunterhaltung mit sozialkritischen Themen auseinandersetzen kann.