Aller Schlagzeilen zum Trotz hat sich Markus Peichl, Redaktionsleiter der quotenschwachen Vorabend-Show "Gottschalk Live", hinter die Sendung gestellt - und den Verantwortlichen der ARD so manche Spitze mit auf den Weg gegeben. "Man wünscht sich, dass es einem leichter gemacht wird", sagte Peichl in einem Interview mit dem "Medienmagazin" von radioeins. Es gebe "vielleicht ein bisschen Gleichmut in München" - ein Seitenhieb in Richtung der Programmdirektion, der er vor dem Gang zur Presse zum Nachdenken rät anstelle ihr "Falsch- und Halbmeldungen" zu stecken.
Peichl: "Das ist etwas, das wir uns wünschen würden, aber auch wenn die dazu nicht in der Lage sind - wir machen trotzdem weiter unseren Job, weil wir ein gutes Produkt machen möchten." Um die "derzeitigen Störfeuer" wolle sich die Mannschaft von "Gottschalk Live" derzeit nicht kümmern, "wenn sie auch natürlich wahrscheinlich gedacht sind, uns zu demoralisieren". Es sei jedenfalls nicht hilfreich, in der Presse lesen zu müssen, dass das Format schon tot sei. "Die Menschen, die das gesteckt haben - wohl gemerkt: wider der Wahrheit -, machen das, um uns zu schaden."
Die Arbeit wolle man sich allerdings nicht schwer machen lassen. "Man kann unterschiedliche Meinungen haben. Die Frage ist, wie man mit diesen unterschiedlichen Meinungen umgeht, welchen Stil man dabei pflegt", sagte Peichl. Er selbst kümmere sich "um diese Sachen nicht", betonte Markus Peichl bei radioeins und appellierte an die Verantwortlichen, dem Format Zeit zu geben. Zugleich betonte der neue Redaktionsleiter, dass das Format um den Moderator herum entwickelt werden müsse. "Wenn man uns Zeit gibt, werden wir es schaffen. Wenn nicht, dann eben nicht." Von heute auf morgen werde das aber nicht gehen.
Und doch herrscht reichlich Unverständnis über so manche Schlagzeile der vergangenen Tage, deren Ursprung er im Sender sieht. "Wieso kauft man zuerst Thomas Gottschalk ein, setzt ihn dann auf so einen Programmplatz, hat sich das Konzept möglicherweise noch nicht richtig überlegt - aber in dem Moment, in dem intensiv daran gearbeitet wird, es in Ordnung zu bringen, es zu verbessern und es nach vorne zu bringen, kommt eine solche Todesmeldung." Peichl: "Was sind das für Menschen, die sowas überhaupt tun?" Antworten habe er darauf aber nicht, "weil ich so nicht bin. Das ist nicht meine Denkart und das ist auch nicht die Denkart von Thomas Gottschalk."
Und weiter: "Weder Thomas Gottschalk noch ich müssen so denken und so leben. Wir haben uns ein anderes Leben gesucht und ich bin auch sehr glücklich damit." Er müsse sich "Gott sei Dank" nicht so "auf solche Ränkespiele einlassen" und habe sich diese Unabhängigkeit bewahrt. Von den Kritikern des Formats innerhalb der ARD forderte er: "Sagt uns zumindest die Wahrheit, sagt sie uns rechtzeitig und ansonsten lasst uns bitte arbeiten." Was die Quoten angeht, ist Peichl durchaus optimistisch - auch, weil die Sendung in der vergangenen Woche um "weit über zehn Prozent" gegenüber der Vorwoche zulegen konnte. "Wenn das so weitergehen würde, sind wir relativ bald in einer Richtung, wo man sieht, dass sich das wirklich stabilisieren kann."
Unklarheit besteht unterdessen bezüglich des Vertrags mitsamt der existierenden Ausstiegsklausel, was nicht zuletzt mit einigen ausgefallenen Ausgaben zusammenhängt. Strittig ist offenbar, ob es sich dabei um eine bestimmte Folgenanzahl oder ein bestimmtes Datum handelt. "Aber nachdem ich nicht mal das weiß, kümmere ich mich auch um so ein Enddatum nicht", so Peichl bei radioeins. In einem anderen Punkt gibt es dagegen Klarheit: Einen Sidekick für Gottschalk wird es nicht geben. "Wir sind bei den Piloten, die wir gemacht haben, am Ende zu der Überzeugung gekommen, dass ein Sidekick für diese Sendung nicht richtig wäre." Das hänge wahrscheinlich auch damit zusammen, dass es nicht möglich sei, am Vorabend eine Late-Night-Show zu imitieren. Eines aber ist gewiss: Den Spaß auf die Sendung will sich Markus Peichl trotz interner Auseinandersetzungen nicht nehmen lassen.