Der Aufstieg von Anke Schäferkordt innerhalb von Bertelsmann und der RTL Group war nach ihren erfolgreichen Jahren nur eine Frage der Zeit. Überraschend daran war eher der plötzliche Abschied von Gerhard Zeiler und damit der Zeitpunkt dieser erwarteten Beförderung. Weniger überraschend und beinahe planbar sind dagegen die Personalmeldungen aus dem Hause der ProSiebenSat.1 Media AG in Unterföhring. Meist kurz vor der Bekanntgabe aktueller Geschäftszahlen kommt es zur großen Personalrochade und bei der Präsentation der Zahlen heißt es dann: "Problem erkannt, Gefahr gebannt".

Am 1. März lädt die ProSiebenSat.1 Media AG zur Bilanz-Pressekonferenz 2011 ein. Und es bedarf nicht einmal der Branche oder Medien, um über mögliche Personalien zu diskutieren. Der Flurfunk in Unterföhring ist so laut wie selten. Und immer wieder wird über zwei Namen spekuliert: Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack und ProSiebenSat.1-Vorstand TV Andreas Bartl. Beide teilen ein Schicksal: Sie sind für die Großbaustelle Sat.1 verantwortlich bzw. verantwortlich gewesen.

Schon im vergangenen Herbst sah es so aus, als wenn Negativ-Rekorde bei dem Sender Konsequenzen haben würden, doch der Überraschungserfolg von "The Voice of Germany" sorgte zunächst für Aufschub. Ein neuer Negativrekord im Januar trotz der Castingshow und neue Baustellen etwa im Vorabendprogramm erhöhten den Druck jedoch wieder. Auch wenn der Februar eine leichte Erholung verspricht, sind es keine besonders günstigen Umstände für Vertragsverhandlungen.

Doch genau die hat Andreas Bartl zu führen. Sein Vertrag bei der ProSiebenSat.1 Media AG läuft Ende des Jahres aus. Neben Sat.1 laufen auch ProSieben und kabel eins ihren Reichweiten aus dem vergangenen Jahr hinterher. Und als wäre es nicht schon Herausforderung genug, das zu verargumentieren, so sitzt Bartl ein Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG gegenüber, der sich in den vergangenen Jahren immer stärker detailliert ins Programm einmischt.

Auch vor dem Hintergrund des Verkaufs einiger Auslands-Aktivitäten des TV-Konzerns geht daher in Unterföhring die Sorge um, ob die einst zur Trennung der nationalen und internationalen Aktivitäten eingezogene Zwischenebene der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH überflüssig werden könnte. Dies könnte dann die gesamte Management-Mannschaft rund um Andreas Bartl betreffen, die gerade noch mit einem Neuzugang von Sport1 verstärkt wurde.

Anders sieht es bei Sat.1-Geschäftsführer Joachim Kosack aus. Ihm obliegt derzeit die Herkules-Aufgabe, den Sender aus seinem Tief zu führen. Das kann nicht von heute auf morgen gelingen - besonders dann, wenn man auf deutsche Fiction setzen will, die sich nicht so schnell produzieren lässt wie billigere Programmware. Flops der letzten Wochen trugen noch nicht seine Handschrift und doch hält Kosack seinen Kopf dafür hin.

Doch macht man das gerne, wenn es berufliche Alternativen gibt? Die ARD-Filmtochter Degeto sucht derzeit einen neuen Geschäftsführer. Nach DWDL.de-Informationen ist Joachim Kosack einer der gewünschten Kandidaten für diesen Posten. Offiziell heißt es in Unterföhring: Das sind nur nette Gerüchte, die sicher schmeicheln - mehr aber auch nicht. Doch inoffiziell ist das Thema seit Wochen Flurfunk. Immerhin dürfte die Ungewissheit bald ein Ende haben: Ob die nächste Personalrochade vor der Tür steht oder nicht entscheidet sich wohl vor dem 1. März. Aus Unterföhring kommt ein klares Dementi: ProSiebenSat.1 TV Deutschland-Sprecherin Petra Fink weist alle Spekulationen zurück.