Nach Bekanntwerden der notwendigen Sparmaßnahmen herrscht beim ZDF offenbar getrübte Stimmung. Es geht dabei um das Vorhaben des Senders, in den kommenden vier Jahren insgesamt 75 Millionen Euro im Personaletat streichen zu müssen. Bereits vor einigen Wochen war ein Stellenstopp bekannt geworden, zudem wurden etlichen freien Mitarbeitern die Verträge gekündigt (DWDL.de berichtete). Mancher Mitarbeiter fürchtet, dass es zu Stellenstreichungen kommt.

Ein erschienener Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte kürzlich Erstaunliches gezeigt: Usprünglich hatte das ZDF in den Jahren 2007 und 2009 zwar jeweils zugesagt, Stellen abzubauen - tatsächlich sind aber zusätzliche Posten geschaffen worden. Insgesamt geht es um 180 Stellen, obwohl zunächst von einem Abbau von 59 Stellen und später sogar von 128 Stellen die Rede war. Gegenüber dem Ausgangsjahr 2008 zeige die Planung somit "eine Steigerung von 308 besetzten Stellen". Genau deshalb muss nun dringend gespart werden.

Über die offenkundig depressive Stimmung im Sender beklagt sich jetzt auch der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen in einer internen Rundmail, aus der das Nachrichtenmagazin "Spiegel" in seiner kommenden Ausgabe zitiert. Theveßen schreibt von einem "zermürbenden Defätismus". Die Fernsehleute ließen sich "von allem Negativen beeindrucken". Bei manchen keimten Zweifel auf, "ob der Weg richtig ist", den der Sender eingeschlagen habe. Theveßen vermisst "Mut" und "Kampfeslust". Auch "stehen wir uns manchmal selbst im Weg". Manche ZDF-Leute glaubten "den ARD-Intendanten mehr als den eigenen Führungskräften".

Die Mitarbeiter sollen ihre Kräfte nicht in gegenseitigem Misstrauen verschwenden, dieses Misstrauen "sollte sich eher gegen Stimmungsmacher von außen wenden, die nichts anderes im Sinn haben, als uns im Wettbewerb zu schwächen". In seiner Mail kritisiert Theveßen auch, dass jahrelang der Mut zur Veränderung gefehlt habe – der "Spiegel" wertet dies als Seitenhieb gegen den scheidenden Intendanten Markus Schächter. Man arbeite jetzt "Konzepte ab, die schon vor Jahren entworfen, aber nicht umgesetzt wurden". Angesichts eines Zwei-Milliarden-Euro-Haushalts habe es in der Vergangenheit auch das Gefühl gegeben, "man könne es weiterhin allen rechtmachen". Zum Ende schreibt Theveßen: "Uff, das musste alles mal raus!"

Unmut herrscht im ZDF offenbar auch über angebliche "politische Einflussnahme". Ähnlich wie kürzlich beim ORF hat sich in Mainz wohl auch eine senderinterne Protestbewegung gebildet - sie scheint allerdings noch sehr klein zu sein und hält sich bislang anonym. "Freiheit für das Zweite" nennt sich die Gruppierung. In einem Brief, der bei carta.info nachzulesen ist, heißt es: "Die Verhältnisse, die beim ORF den Protest auslösten, lassen sich “eins zu eins” auf das ZDF übertragen." Und so sieht es aus, als befinde sich das ZDF wenige Wochen vor dem Abschied von Intendant Schächter intern in unruhigem Fahrwasser.

Ausgabe 5/2012
29.01.2012
 

ZDF-Vize Theveßen kritisiert Stimmung im Sender

 

Unter den Mitarbeitern des ZDF ist die Stimmung offenbar getrübt, seit bekannt wurde, dass der Sender in den kommenden vier Jahren 75 Millionen Euro im Personaletat streichen muss. Die Senderführung verfügte einen Stellenstopp, etlichen freien Mitarbeitern wurden die Verträge gekündigt. Mancher Mitarbeiter fürchtet, dass es zu Stellenstreichungen kommt. Über diese depressive Stimmung im Sender beklagt sich der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen in einer internen Rundmail. Theveßen schreibt von einem "zermürbenden Defätismus". Die Fernsehleute ließen sich "von allem Negativen beeindrucken". Bei manchen keimten Zweifel auf, "ob der Weg richtig ist", den der Sender eingeschlagen habe. Theveßen vermisst "Mut" und "Kampfeslust". Auch "stehen wir uns manchmal selbst im Weg". Manche ZDF-Leute glaubten "den ARD-Intendanten mehr als den eigenen Führungskräften". Die Mitarbeiter sollen ihre Kräfte nicht in gegenseitigem Misstrauen verschwenden, dieses Misstrauen "sollte sich eher gegen Stimmungsmacher von außen wenden, die nichts anderes im Sinn haben, als uns im Wettbewerb zu schwächen". In seiner Mail kritisiert Theveßen auch, dass jahrelang der Mut zur Veränderung gefehlt habe – ein Seitenhieb auf den scheidenden Intendanten Markus Schächter. Man arbeite jetzt "Konzepte ab, die schon vor Jahren entworfen, aber nicht umgesetzt wurden". Angesichts eines Zwei-Milliarden- Euro-Haushalts habe es in der Vergangenheit auch das Gefühl gegeben, "man könne es weiterhin allen rechtmachen". Zum Ende schreibt Theveßen: "Uff, das musste alles mal raus!"