Seit geraumer Zeit scheint es, als komme der MDR nicht mehr aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Zu ihrem Amtsantritt kündigte die neue MDR-Intendantin Karola Wille kürzlich an, für Transparenz in ihrem Haus sorgen zu wollen. Dass dabei viel Arbeit auf sie zukommen wird, dürfte ihr klar sein. Ein Bericht der vom MDR eingesetzten Untersuchungskommission zur Aufdeckung von Betrugs- und Korruptionsdelikten im Sender, den "Bild.de" am Montag exklusiv veröffentlichte, obwohl er offenbar "streng vertraulich" sein soll, wirft jedenfalls kein gutes Licht auf den MDR.

Offenbar soll es 15 Fälle von möglichen strafbaren Handlungen geben, heißt es. So sei etwa das Angebotsschreiben einer Firma über mehr als 227.000 Euro nicht auffindbar, Rechnungen wurden ohne Vertrag oder Auftrag bezahlt - und Verträge seien nachträglich geschlossen und nicht unterschrieben worden. Mehrfach soll zudem ein möglicher Rabatt bei Rechnungen nicht gezogen worden sein - auch hier entstand ein Schaden von mehreren tausend Euro, schreibt "Bild.de" unter Berufung auf den Bericht der von Ex-LKA-Chef Ingmar Weitemeier geleiteten Kommission.

 

Kritik wird besonders am Kontrollsystem des MDR geäußert. Es sei dazu geeignet, weitere strafbare Handlungen und Regelverstöße zu ermöglichen. Selbst Führungskräfte hätten sich eingelassen, dass "regelkonformes Verhalten unpraktikabel" sei, heißt es von Seiten der Prüfer. Darüber hinaus sei die Revision zwar einerseits unabhängig, aber direkt der Intendanz unterstellt. Dass die Spitze des Senders völlig unwissend war, scheint angesichts dessen zumindest fraglich.

Die Untersuchtungskommission fordert nun die schnelle Einführung einer "Task-Force", die weitere Straftaten aufklären soll. Zudem soll das Finanzvermögen sofort geprüft werden. Es geht dabei auch um die Tatsache, dass der MDR Wertpapiere in Höhe von mehr als 40 Prozent seiner Bilanzsumme hält, ohne dass überprüft worden sei, welches Risiko dabei besteht. "Neben dieser wesentlichen Bedeutung für das Vermögen des MDR fällt diese Bilanzposition besonders auf, da ein Wertpapierportfolio in dieser Größenordnung in der Bilanz einer Rundfunkanstalt außergewöhnlich ist", heißt es in dem Bericht.

Zudem sollen alleine Leasing-Vepflichtungen von 222 Millionen Euro bestehen - auch das sei "auffällig". Es handelt sich hierbei um finanzielle Verpflichtungen aus der leasingfinanzierten Errichtung der Landesfunkhäuser Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Da bisher weder eine detaillierte Beurteilung des Portfoliomanagements und der Finanzanlagenstrategie noch die Beurteilung der Hintergründe für den Abschluss der Leasingvereinbarungen einen Schwerpunkt der Untersuchung bildeten, könne nicht geklärt werden, "warum bei offensichtlich ausreichend vorhandener Liquidität das Leasing einem Kauf der Immobilien vorgezogen wurde".