Am Sonntagabend soll Karola Wille durch den MDR-Rundfunkrat zur neuen Intendantin des krisengeschüttelten Senders gewählt werden. Im Vorfeld hat Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring, der Mitglied des Rundfunkrates ist, Veränderungen gefordert. In der "Leipziger Volkszeitung" verlängt er, "dem Sender ein ganz neues Gesicht zu geben".
Der MDR befinde sich strukturell "in einem erschütternden Zustand" und "das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen und entspricht schon längst nicht mehr dem mehrheitlichen Denken der von der Drei-Länder-Anstalt versorgten Bürger". 22 Jahre nach der Einheit dürfe man den MDR nicht mehr "auf das Niveau der Achim Mentzels oder anderer vergleichbarer Schlagerfuzzis reduzieren".
In diesem Zusammenhang sparte Mohring auch nicht mit Kritik am scheidenden Intendanten Udo Reiter. Dieser habe "eine Struktur von Medienunternehmen und Tochterunternehmen entwickelt, die sich der Kontrolle der Aufsichtsgremien entzogen haben". Mit Blick Reiters mögliche Nachfolgerin sagte das Rundfunkrats-Mitglied: "Es hätte dem MDR gut getan, wenn jemand von außen den MDR in eine neue Zeit geführt hätte." Reiters Abschied vom Intendanten-Posten erfolgt nach Meinung des CDU-Politikers zu spät. "Im guten Abgang zeigt sich der Erfolg der Arbeit. In diesem Fall wäre der Abgang besser ein paar Jahre früher erfolgt."
Karola Wille ist Anfang Oktober von den Mitgliedern des MDR-Verwaltungsrates einstimmig nominiert worden. Beim ersten Versuch Anfang September hatte Wille ursprünglich auch eine Mehrheit der Verwaltungsratsmitglieder auf ihrer Seite gehabt, jedoch nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Offenbar auf politischen Druck aus der sächsischen Staatskanzlei sprachen sich die der CDU nahestehenden Mitglieder schließlich aber nach mehreren Wahlgängen für Bernd Hilder aus - der wohl nicht zuletzt angesichts dieser dubiosen Wahl bei der folgenden Absimmung im Rundfunkrat mit Pauken und Trompeten durchfiel und gerade mal zwölf anstelle der mindestens nötigen 28 Stimmen auf sich vereinen konnte.